850 Jahre
gelebte Geschichte
von
Predel
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VORWORT
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Heimatgeschichte - mit diesem
Begriff verbinden sich für viele Menschen Erinnerungen an selbst erlebte
Begebenheiten, an Geschichten und Erzählungen der eigenen Vorfahren oder
auch bekannte und weniger bekannte Fakten aus weit zurück liegenden Zeiten.
Heimat bedeutet Emotionen - und Geschichte hält die Ereignisse der
Vergangenheit fest. Beides zusammengefasst in dieser Broschüre, soll auf
den nachfolgenden Seiten eine Wanderung durch die 850-jährige Geschichte
des kleinen Dorfes Predel unternommen werden, um über historische
Zusammenhänge zu berichten, aber vor allem über seine Menschen zu erzählen.
Das Büchlein erhebt weder den Anspruch einer wissenschaftlich untermauerten
Zeittafel noch einer über alle Zweifel erhabenen, exakten Zusammenfassung
aller geschichtlichen Ereignisse. Vielmehr wollen die Autoren Sie, liebe
Leser, mit auf Spurensuche nehmen. Auf Spuren, die die Menschen hier in
ihrem Dorf in den vergangenen Jahrhunderten hinterlassen haben und auf
Spuren, die von Ereignissen zeugen, an die sich noch mancher mit Wehmut und
Schmerz aber auch mit Freude und Stolz erinnern kann.
Ich danke den Frauen, die im Rahmen von AB-Maßnahmen in den vergangenen
Jahren viele Daten, Fakten und Bilder zusammengetragen haben, die sich in
Archiven durch unzählige Urkunden, Aufzeichnungen und Berichte
zurückliegender Epochen gelesen haben. Ganz besonders danke ich jedoch Frau
Heidrun Schumann, die auf der Grundlage vieler Gespräche mit Einwohnern aus
Predel und seiner Umgebung, aus umfangreichen Recherchen und besonders mit
dem Gespür für die menschlichen Beziehungen, die die wahre Geschichte eines
Dorfes ausmachen, all die Überlieferungen aufgeschrieben und für uns
festgehalten hat.
Die Geschichte des Dorfes Predel - eine Erzählung über die Menschen des
Dorfes Predel, aufgeschrieben von Menschen aus dem Dorf, in deren Brust das
Herz des Dorfes schlägt.
Ich lade Sie ein zu einer Wanderung durch die Zeiten und würde mich freuen,
wenn Sie einige der Spuren bei einem Besuch in Predel selbst wieder
entdecken würden.
Dr. Lothar Stahl
Ortschaftsbürgermeister
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DIE
GESCHICHTE DES
850-JÄHRIGEN DORFES PREDELDie
Besiedelungsgeschichte des Dorfes - Predele - nach slawischer
Ausdrucksweise - bis zur 1. urkundlichen Erwähnung im Jahre 1154
Die Ansiedlung von Menschen in unserer Heimatregion geht
bis auf die Zeit vor 30.000 Jahren zurück. Durch verschiedene Ausgrabungen
im mitteldeutschen Raum wurde bewiesen, dass die Elster-Saale-Region
bereits die ältesten Bauernkulturen aus Süd-Ost-Europa anzog. Schon zu
jener Zeit wurde mit Ackerbau und Haustierhaltung begonnen. Doch damals
herrschende Klimaänderungen, wie starke Winter, sehr häufige Regenperioden
und das Abwirtschaften der wenigen Nutzflächen, machten eine Sesshaftigkeit
noch nicht möglich. Weitere Faktoren könnte der Wandertrieb der Jäger und
Sammler gewesen sein, sowie die Überbevölkerung von Familienverbänden,
wodurch die Ernährung aller nicht mehr gesichert war und eine Gruppe den
Stammverband verlassen musste, um neue Gebiete zu erschließen. Auch die
sehr häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen
Stämmen machten eine feste Ansiedlung zur damaligen Zeit unmöglich.
Mehrere Jahrhunderte wurde das Elstergebiet von verschiedenen germanischen
Stämmen bevölkert, die aber durch die Wanderung und Reichsgründung der
West- und Ostgoten gen Westen verdrängt wurden. Bis weit ins 3. Jahrhundert
lebten die Goten auch auf unserem Gebiet. Doch im Jahre 375 traf dieses
große Volk selbst ein vernichtender Schlag. Die schwarzen Hunnen aus
Zentralasien machten sich auf den Weg nach Westen und fielen in das Reich
der Ostgoten, welche aus vielen Volksgruppen bestanden, ein. Dieses große
Kriegervolk, mit ausgefeilter Waffentechnik, wendigen Reitern und
angewandter Kriegslist ausgestattet, war den hereinbrechenden Hunnen nicht
gewachsen. Dir Völker der Goten zogen sich immer weiter in das Gebiet des
Römischen Reiches südlich der Donau zurück. Fast 200 Jahre sollte von jetzt
an die gesamte germanische Völkerwelt in Bewegung gehalten werden und eine
völlige Neugestaltung des "Abendlandes" - etwa das Gebiet des heutigen
Europas sich daraus ergeben, als große Völkerwanderung in die Geschichte
eingehen. Hunnenkönig Attila zog mit seinem kriegerischen Heer gegen das
Römische Reich nach Südeuropa und machte in unserem Gebiet Platz für die
einwandernden Slawen. Doch nicht nur die territoriale Neuordnung und der
Untergang des römischen Reiches haben uns die schwarzen Hunnen gebracht,
sonder noch etwas viel schlimmeres wurde den Völkern Europas später des
halben Erdreiches bis hin nach Amerika aufgebürdet, die Pocken. Schon im 6.
Jahrhundert forderte diese Krankheit 4 Millionen Tode in Europa, und
Epidemien bis in die Neuzeit, die Millionen Menschen dahinraffte und sich
bildende Ansiedlungen wieder verschwinden ließ.
Eines ist aus alten Karten schon zu jener Zeit ersichtlich, es gab ein sehr
starkes West-Ost-Gefälle. Wirtschaft, Kultur und Bildung, aber auch
Kriegsgeschehen spielte sich im Westen und Süden des damaligen Europas ab.
Unser Gebiet wurde nur unwesentlich am Rande davon betroffen.
Nach der Zerschlagung der Hunnen bildete sich bis zum Jahre 906 ein
Großmährisches Reich, vom Gebiet der Saale und südlich der Elbe bis in
weite Teile Böhmens hinein, heraus. Unser Gebiet wurde vom Stamm der
Slawen, speziell der Sorben erschlossen. Schon zu jener Zeit gab es in den
Ansiedelungen Zeitz, Naumburg und Merseburg slawische Bistümer. Die ersten
Ansiedelungen waren eher Großfamilien, die sich gegenseitig einen gewissen
Schutz vor fremden Eindringlingen bieten konnten.
Die kleine Besiedlung Predele war im Ursprung ein Runddorf um einen Teich,
mit abzweigenden Sackgassen im heutigen Oberdorf. Es soll sich nach und
nach zu der noch bestehenden Kreuzform entwickelt haben. So wurde über
Jahrhunderte hinweg die Entwicklungsgeschichte des Ortes beschrieben. Doch
damit tun wir dem Unterdorf Unrecht. Nach neuesten Erkenntnissen ist die
Besiedelung um den unteren Dorfteich genau so alt, wie das Oberdorf, nur in
etwas kleinerem Ausmaß. Das ähnliche Bild, ein Teich mit kleinen
abzweigenden Gassen.
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So ähnlich könnten die ersten Siedlungen der Slawen
ausgesehen haben.
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Die Hütten, mehr waren es um
diese Zeit noch nicht, wurden aus dicken Bohlenbrettern und Baumstämmen
zusammengefügt und waren bis zu einem Meter ins Erdreich gegraben. Der
Fußboden bestand aus gestampften Lehm und das Dach aus dem vorhanden hohen
Sumpfgras und später aus Stroh. Der einzige Wohnraum war ein fensterloser
mit offener Feuerstelle bestückter Raum und Mensch und Tier lebten nicht
selten unter einem Dach. Die Nahrung bestand aus dem, was die wenige
Feldwirtschaft hergab und aus dem vorhandenen Vieh. Der einzige Rohstoff
den unsere Urahnen zur Verfügung hatten, war Holz. Mit ihm wurde gebaut,
gekocht, im Winter etwas gewärmt und alle Gebrauchsgegenstände daraus
gefertigt. Angefangen vom Hausrat bis hin zu den Arbeitsgeräten, wie dem
Pflug. Ein sehr arbeitsames und hartes Los war den Menschen damals
beschieden. (Es kann erwähnt werden, dass es schon damals außerhalb der
Wohnanlage Gruben als so genannte Abtritte gegeben hat.) Doch nach wie vor
hat in den nächsten 3-4 Jahrhunderten die große Weltpolitik mit ihren
Machtkämpfen auch Einfluss auf die Entwicklung in der Saale-Elster-Region.
Im Westen setzten sich die Franken gegen die Römer durch, bis hin zur
Königs- und Kaiserkrönung. Hier hatte das Christentum schon Jahrhunderte
eine Vormachtsstellung.
Im Osten jenseits der Oberelbe wurde das Großmährische Reich, auch unser
Gebiet, durch die Magyaren (Ungarn) zerstört. Diese setzten ihre Raubzüge
bis in das "Heilige Römische Reich" der Franken fort und wurden endgültig
955 vernichtend geschlagen. Der Rest zog sich auf das Gebiet des heutigen
Ungarns zurück.
Nun endlich war der Weg frei, die Ostgebiete zu erobern und zu
christianisieren.
Als erstes wurden die schon bestehenden Bistümer in Beschlag genommen. In
den Orten Zeitz, Merseburg, Meißen (schon vor der Schlacht gegen die Ungarn
ein christlicher Vorposten gen Osten) und vor allem Magdeburg wurden zu
Bischofssitzen ausgebaut, um die Herrschaft über das neu eroberte Land zu
behaupten. Ein wichtiger Punkt der Neubesiedelung unseres Landstriches war
der schon seit über 100 Jahren bekannte Handelsweg in den Osten, bis nach
Prag und weiter nach Kiew. Im Knotenpunkt Zeitz trafen sich seit Alters her
Handelswege aus allen 4 Himmelsrichtungen. Schon vor 1200 Jahren gab es zu
Friedenszeiten einen Ost-West-Warentausch; wobei Magdeburg im Jahre 805 vom
damaligen Kaiser, Karl dem Großen, als Grenzpunkt für slawische
Handelsreisende festgelegt war. Waffenhandel war strikt verboten.
In den folgenden 200 Jahren wurden viele Siedlungswillige mit dem
Versprechen des Landbesitzes in die Ostgebiete geholt. Vor allem Franken,
Flamen, Thüringer und Bauern vom Rhein veränderten das mitteldeutsche
Landschaftsbild.
Im Zuge dieser Landvergabe und vor allem den Kenntnissen aus ihren Regionen
veränderten die Neusiedler das Ortsbild unseres Dorfes entscheidend. Zählte
Predel zu Beginn noch zu den Haufendörfern, was bedeutet, die Ansiedlung
lagen sehr dicht beieinander, wuchsen die beiden Urbesiedlungen sehr
schnell zusammen zu der heutigen Kreuzform. Einen nochmaligen Aufschwung
erlebte das Dorf, als die erstarkten Kirchen und Klöster sich ihren
Unterhalt auch in Predel sicherten.
Die erste Erwähnung im Jahre 1135 geht wahrscheinlich darauf zurück, dass
sich die Bischöfe der Michaeliskirche zu Zeitz in Predel das größte Gehöft
aneigneten und sich durch Landsicherungen ihren Besitz urkundlich festlegen
konnten. Damit hatten sie den Grundstein zur Christianisierung des Ortes
und ihr Überleben durch Abgaben an Nahrungsmitteln gesichert. Noch viele
solcher urkundlichen Besitztümer im Gebiet um Zeitz sicherten ihnen ihre
Existenz. Die verschiedenen Zugehörigkeiten mancher Höfe und Ländereien
entstanden daraus, dass sich auch der Staat - damals Landesfürsten und
Könige - Gebiete sicherten und diese mit Lehen belegten, z.B. die
Rittergüter.
Der Ursprung des Namens Predel geht mit größter Wahrscheinlichkeit auf das
niederwendische pre, pri, was vor oder an heißt, oder dol - soviel wie Tal,
Niederung oder das altserbische del - wie Berg oder Hügel zurück. Diese
Zusammensetzung der Silben bedeutet: die Siedlung vor dem Tal oder vor dem
Berg, was dem Nord-Süd-Gefälle unseres Gebietes entspricht. |
1154 - die erste urkundliche Erwähnung der
Domonicale Predele |
... dominicalia in predele e würchwitz ... ein
Ausschnitt aus der
Urkunde von 1154, in der unser Jubiläumsort Predel erwähnt wurde. |
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Erzbischof Wichmann überträgt dem Nonnenkloster St. Stephan die Kirche St.
Michael mit all ihren Besitztümern und Ländereien und lässt diese in einer
Urkunde beglaubigen.
Mit der Tributpflicht dieser einzelnen Domänen sichert sich das Kloster
sein Überleben.
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Kurzbiographie des Erzbischofs Wichmann von Seeburg:
Geboren vor 1116. Ihm wurde durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa
gegen den Willen des Papstes 1152 das Erzbistum Magdeburg
übertragen. In den folgenden Jahren stellte er eine vermittelnde
Rolle in den kirchenpolitischen Fragen dar, auch war er
maßgeblicher
Förderer der Besiedelung und Entwicklung des Bauerntums
und des Handwerks in unserem gebiet, er ließ das älteste
Magdeburger
Stadtrecht aufzeichnen.
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1154 - Mit dieser Jahreszahl verbindet sich für unser Dorf ein
deutlicher Aufschwung in seiner Entwicklung. Die Klöster und Kirchen waren
nicht nur bestrebt, ihren Unterhalt durch Abgeben zu sichern, sondern sie
hatten auch das Wissen und die nötigen Geldmittel, um Verbesserungen und
Neuerungen zur lebenswichtigen Ernährung der anwachsenden Bevölkerung
einzuführen.
(Schriftlich nachweisbar sind auf das Bestreben der Mönche des Klosters
Bosau - heute Posa - die angelegten Mühlgräben von Göbitz nach Ostrau sowie
von Profen über Pegau nach Großzschorer bei Leipzig).
Nach wie vor sind aber bis zum Beginn des Jahres 1500 keine oder nur sehr
wenige schriftliche Aufzeichnungen vorhanden. Bis dahin können wir die
Entwicklung des Dorfes nur aus der Zeitgeschichte heraus beschreiben.
Die vorhandenen Urkunden in lateinischer Schrift sind schon vor über 100
Jahren von Geschichts- und Heimatforscher in mühseliger Arbeit überstzt und
veröffentlicht worden.
Jahreszahlen von 1159 bis 1367 ergeben folgende Möglichkeit:
Zum Kloster gehörte damals das so genannte Vorwerk (dominicale). Heute
kennt man dieses Anwesen als "Wesser, Pauls Grundstück". Die Bewirtschafter
waren um 1159 Martinus und Ludewicus de predele. Hartwicus 1166, Ludewicus
1168 und Henricus 1171, bis 1235 Hartwicus de predele, um 1350 Johannes de
Predele und Theodericus de Predele, der als letzter dieses Namens erwähnt
wurde. Es können aber auch die für die Christianisierung der neuen Gebiete
abgesandten Mönche des Sankt Stephanklosters gewesen sein, die bis zur
Reformation die kirchlichen Belange in Predel in den Händen hielten.
- de Predele bedeutet im Deutschen nichts anderes als: von Predel -
Um 1296 erwarb der Zeitzer Cappelan Nicolaus von Heubere eine Hufe Land in
Predel, wofür die Pächter jährlich zehn Zeitzer Scheffel Getreide und zehn
Schilling Zinsen zahlen mussten.
Die Geschichte sagt aus, dass zu jener Zeit die richtigen Nachnahmen
aufgekommen sind.
Kurze Geschichte der Namensgebung
Rufnamen waren schon seit Menschengedenken, vor allem seit der sprachlichen
Weiterentwicklung, in Gebrauch, um als Einzelwesen zu gelten. Lange Zeit
war dies auch in den kleinen Sozialverbänden ausreichend.
Im germanischen Raum gab es um 1200 die zwangsweise Einführung des
Eigennamens. Vorher gab es nur kennzeichnende Benennungen bei höheren
Persönlichkeiten z.B. ... der Ältere, ... der Starke, ... der Große. Viele
der großen Adelsnamen entstanden einfach aus dem Herkunftsort oder der
Wohnburgen, von Seeburg - einer Burg am See, nach Bergen oder Tälern. Bis
heute blieb das "von" nur beim Adel, der sozialen Oberschicht, erhalten.
In den kleinen Familienverbänden in den Dörfern war die Benennung noch
Jahrhunderte hindurch sehr einfach, Heinrich, Sohn des Friedrich, oder
Friedrich der Ältere oder Jüngerer. Durch die wirtschaftliche Erstarkung
der Handwerker und das entstehende Verwaltungsgefüge in den aufblühenden
Städten machte sich eine durchgreifende Vergabe von Familiennamen
erforderlich. Mit der steigenden Zahl der Bevölkerung machte sich auch die
Unterscheidung der Einwohner erforderlich. Die Schwierigkeiten einer
schriftlichen Erfassung der Bewohner und ihrer Nachnamen gingen bis weit in
das 14. und 15. Jahrhundert zurück. Bis dahin konnten die Namen immer
wieder gewechselt werden, ob durch Heirat, Gütervergrößerung oder
verbesserte Lebensumstände. Noch bis ins 17./18. Jahrhundert finden sich
Aufzeichnungen, wo die Bürger nach den Anfangsbuchstaben ihres Rufnamens
geordnet sind.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die ersten gesetzlichen Maßnahmen in
Sachsen eingeführt, um auch in den ländlichen gebieten die Führung eines
Ruf- und Nachnamens zu fordern. Bis dahin hatten die abhängigen Schichten,
wie Dienstboten, Knechte und Mägde selten einen vollen Namen. Den größten
Teil bei der Findung eines passenden Nachnamens nahmen die Bezeichnungen
für die Handwerksberufe und die der Tätigkeiten ein.
Einige Beispiele für Namen, die noch in Predel zu finden sind: Richter -
ein Lenker, Oberherr oder Dorfschulze eines Ortes, Schuhmacher, Schumann,
Schuster - ein Schuhanfertiger, Gottschling - ein Kirchendiener,
Kirchenhelfer oder neben der Kirche wohnender, Taubert - ein kundiger über
die Taubenzucht, Taubenhalter.
Aber auch die Ortsnamen Predel, Reuden und Ostrau sind heute noch als
Familiennamen gebräuchlich, jedoch nicht mehr in der hiesigen Region.
Doch weiter zur Entwicklung unseres Dorfbildes.
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So wie wir es heute sehen, zeigt es sich erst 250-300
Jahre. Bis 1650 waren die meisten Höfe noch als Haufenhöfe angelegt. Das
bedeutet, jeder Bereich in einem bäuerlichen Anwesen hatte sein eigenes
kleines Hüttchen, für die Tierhaltung, für die Futterspeicher, für die
Nahrungsaufbewahrung, für die kleinen und größeren "Geschäfte" und
natürlich der Wohnbereich als größtes Gebäude. Bei Ausgrabungen von
verlassenen Ansiedlungen ist man auf 8-10 solcher kleinen Gebäude gestoßen.
Trotzdem hatte schon damals jedes Gehöft eine Umzäunung aus Buschwerk oder
Pfählen. |
Haufenhof im Frühmittelalter (11. Jahrhundert)
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Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, durch den zwar
allerorts die kleinen Fortschritte, vor allem in der Landwirtschaft,
zunichte gemacht wurden, kam auch mit dem raschen Anwachsen der Bevölkerung
ein Aufschwung in die Dörfer. Der hohe Bedarf an Nahrungsgütern brachte
auch für die Bauern neue Errungenschaften. Die Stallfütterung wurde
eingeführt, es wurden größere und bessere Stallgebäude benötigt und vor
allem die Unterbringung des Winterfutters brauchte mehr Raum. Der
Dreiseitenhof bei den Großbauern und der Zweiseitenhof der Häusler, also
der Handwerker mit bäuerlichem Nebenerwerb, kam auf. Das Wohnhaus wurde im
Stil eines Wohnstallhauses gebaut mit einem Stockwerk, gegenüber das
Stallgebäude und als Abschluss die Scheune. Geschützt wurde das gesamte
Gehöft durch ein stabiles großes Tor, je nach Geldbeutel mit Torbogen oder
massiven Holzüberbauten. Doch wie schon seit Jahrhunderten, blieb das
Baumaterial Holz, Lehm und für das Dach Stroh, teilweise Holzschindeln. Die
Bauweise der Fachwerkbauten brachten die Franken mit in unser Gebiet und
dieser Baustil wurde noch bis in die Zeit um 1800 weitergeführt. Danach
setzte man die ersten luftgetrockneten Handstrichziegel aus Lehm ein. Die
meisten Gebäude, ob Wohnhaus oder Stall, die nach 1850 aus gebrannten
Mauerziegeln erbaut wurden, sind Opfer von Bränden gewesen. Die erste
Dorffeuerordnung um 1775 und verbessert 1781 forderte eine
Übersichtlichkeit der Gebäude. Schon damals gab es die ersten Versuche mit
feuerfesten Stroh-Lehmziegeln als Dacheindeckung, denn die oft verwendeten
Holzschindeln brannten genauso schnell wie das Stroh. Erst gegen 1850 gab
es Ziegeleindeckungen in gehörigem Umfang und Qualität. Noch bis in unsere
Zeit mussten sichtbar an den Wohnhäusern kleine Emailleschilder angebracht
werden, die aussagten, diese Gebäude sind feuerversichert. Die
Innengestaltung der Bauernhöfe trug fast ein einheitliches Bild. Wichtige
Anlagen waren der Brunnen und ein Taubenschlag, nach dem 19. Jahrhundert
auch der Dunghaufen. Der Backofen war bis Ende 1890 in jedem Hof vorhanden.
Vor jedem Grundstück ein Hofbaum zum Bild, bevorzugt Linde, Kastanie oder
Wallnuss, jedenfalls ein Baum mit ausladender Krone und stattlicher Höhe.
Diese erfüllten einen doppelten Zweck, einmal als Schutz vor Staub und als
Schattenspender, zweitens der noch wichtigere Grund, als Blitz- und
Wetterschutz und als Schutz gegen Funkenflug bei Bränden in der
Nachbarschaft. Zu jedem Hof gehörte der Bauergarten mit Obstbäumen und
Gemüseanbau.
Die Baugrundstücke wurden von den Herrschenden nicht einfach so vergeben,
sondern man war bemüht, so wenig wie möglich freie Flächen zu vergeuden.
Ein Zeugnis dafür ist die enge Bebauung der Reichegasse und der Kirchgasse.
Da die zur Landstraße gelegenen Grundstücke eine Hinterausfahrt hatten,
waren so Ausweichmöglichkeiten für die zur damaligen Zeit vorhandenen
Ochsengespanne gegeben. Auch die beiden Zufahrten zur Reichegasse vom Dorf
her zeugen von genauen Überlegungen. Die Schmiede stand hier wie auf einer
kleinen Insel.
Ein ganz anders Bild zeigt die alte Dorfstraße, heute die Hauptstraße.
Sieht man vom Denkmal aus in Richtung Tümpel fällt die Großräumigkeit
dieser Straße ins Auge. Linker Hand hatte sich der Kaiser den Platz für
sein abgabepflichtiges Lehngut gesichert und rechter Hand wurden den
Neusiedlern, überwiegend Bauerstellen, Raum zugewiesen. In gebührendem
Abstand von dem damals noch natürlichen Bachlauf, der Ober- und Unterteich
speiste und bei starken Regenfällen auch die Straße mit überflutete, wurden
die ersten Bauernhöfe errichtet. Schon zur damaligen zeit war man darauf
bedacht, nur so viele Bauern aufzunehmen, wie vom Staat für ein Dorf
Flächen zur Urbarmachung zugewiesen wurden. Die hohen Herren waren ja auch
auf die Steuerzahlung in Naturalien zur Erhaltung ihres Standes und zur
Versorgung der wachsenden Stadtbevölkerung angewiesen. Durch
Überbevölkerung und Zerstückelung der vorhandenen Flächen waren nur geringe
Erträge zu erwarten.
Die Lückenbebauung erfolgte durch die Zuweisung von Häuslerstellen, also
kleinen Handwerksstätten mit Landwirtschaft. Als letztes wurde die
"Fetzchengasse" bebaut. Dieser Name geht auf den lateinischen und
altdeutschen Sprachgebrauch von Fetzen oder Zipfel zurück.
Hier bedeutet er, es war nur noch dieses Fetzchen oder Zipfelchen Land zur
Bebauung übrig und reichte gerade für einige Handwerker. Mit zu den
Erstbesiedlern gehörten einige Gehöfte an der Landstraße, teils Bauern,
teils Handwerker.
Die Bebauung des Dorfes war gegen 1700 abgeschlossen und ist in den
folgenden Jahrhunderten immer nur jeweils ersetzt wurden. Im alten
Kirchenbuch sind die Eintragungen der einzelnen Gehöfte und deren Besitzer
den Hausnummern nach fast identisch mit den Aufzeichnungen von Frau Stolze
von 1953. Erst die Aufteilung in Haupt-, Dorf- und Leipziger Straße
unterbrach die fortlaufende Nummerierung.
Die Neubauten an der Landstraße begannen erst nach 1930 bis 2003.
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Die Schmiede
Eines der ältesten Gewerke ist das Handwerk des Schmiedes. Mit Beginn der
vermehrten Eisengewinnung und deren Verwendung für landwirtschaftliche
Geräte, machte sich auch eine solche in Predel notwendig. Die älteste
Schmiede war die von Schmiedemeister Radefeld. |
Der Standort des Schmiedegehöftes fällt etwas aus dem
Rahmen, doch ist er nicht ohne Sinn und Zweck dorthin gewählt worden.
Üblicherweise verbannte man den Schmied mit seinem offenen Feuer und den
Funkenflug beim Bearbeiten des Metalls vielerorts an das äußerste Ende
einer Ansiedlung; hatten doch die Bewohner schon so genug mit
Brandausbrüchen zu tun. Doch in Predel war die unmittelbare Nähe des
Dorfteiches und auch die Entfernung zu den umliegenden Gehöften geeignet
für deren Standort. Auch gab es zu jener Zeit schon Vorschriften, welche
Größe die Werkstatt des Schmiedemeisters einzunehmen hatte, mehr als 6 qm
standen ihm nicht zu. Schon um 1693 wird ein Hufschmiedemeister Patzschke
benannt. Um 1700 arbeitete ein Schmiedemeister Sünderhauf dort mit seiner
Familie von 12 Kindern. Bis 1820 wird die Schmiede unter diesem Namen
geführt. Danach geht sie in den Familienbesitz der Radefelds über.
Schmiedemeister Arthur Radefeld arbeitete noch bis 1970 darin. Heute noch
wird das Grundstück von einer Tochter der Radefelds mit Familie bewohnt. |
Die alte Schmiede Radefeld um 1910 |
Es gab in Predel noch 3 weitere Schmieden, diese waren den drei Gasthöfen
angegliedert und werden in den Geschichten zu den Gasthöfen erwähnt.
Ein Wahrzeichen unseres Ortes war über ein Jahrhundert lang:
Die Mühle
Im Jahre 1846 baute der Mühlenbaumeister Brümmer auf eine Anhöhe oberhalb
des Dorfes eine Bockwindmühle. Der Besitzer hieß G.J.Schubarth. Die Daten
sind noch in großen Stützbalken der Mühle zu lesen.
Für die Bauern des Ortes und seiner Umgebung wurde es leichter, ihr
geerntetes Getreide zu Mehl und Schrot verarbeiten zu lassen.
Über diese Erleichterung konnte noch eine kleine handschriftliche Notiz in
alten Akten von 1775 Auskunft geben: "Seit mehreren hundert Jahren
hatten die Bauern von Predel ein Nutzungsrecht für die Mühle von Profen und
wurden aber auch mit Pflichten belegt. So mussten sie mindestens zweimal im
Jahr den Mühlgraben von Profen über Lützkewitz bis Beersdorf beräumen.
Schwemmgut und alte Sträucher waren zu entfernen und selbst die
Zufahrtswege zur Mühle mussten von den Bauern instand gehalten werden."
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Die Mühle um 1935
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Bis 1895 wird als Besitzer Müllermeister Gallasch angegeben, danach bis
1932 Müller Hermann Merseburger. Dieser hatte die Mühle zwischenzeitlich,
1930 - 1932 an den Müllermeister Picht verpachtet. Ab März 1932 übernahm
Müllermeister Fritz Reichenbächer die Mühle, erst in Pacht, später ging sie
in Besitz der Reichenbächers über. Vom Jahre 1967 bis 1995 betrieb der Sohn
Friedrich (Frieder) Reichenbächer die Mühle.
Noch 1938 wurde die Mühle mit Windkraft angetrieben, obwohl schon 1930 ein
Motor für Notfälle eingebaut worden war. Bei einem Gewitter 1938 wurde ein
Flügel abgerissen, doch die Kosten zur Erneuerung waren so enorm, dass sich
dieser Aufwand nicht lohnte und die Mühle nur noch mit Strom betrieben
wurde.
Als nach dem Krieg zur Absicherung der Bevölkerung mehr Brotgetreide
angebaut wurde, musste auch die Mühle erweitert werden. Im Jahre 1949
begann der Müller die Mühle mit Steinen zu unterfahren, um Lagerräume für
Mehl zu schaffen. Von dieser Zeit an bis 1960 entstand in der Mühle in
Mehlhandel für die umliegenden Bäckereien. Nach 1960 wurde in der Mühle nur
noch Schrot für die neuen Genossenschaften und Kleintierhalter geschrotet.
Bis 1997 war die Mühle in Betrieb und ist noch im Besitz der Familie
Reichenbächer. Noch heute ist der Holzaufbau zu sehen und bewährt sich als
Brutplatz und Unterschlupf für Eulen und andere Kleintiere. Schon 158 Jahre
gehört sie zu unserem Dorfbild und der alte und neue Name Mühlenweg weist
auch heute noch auf ihre Existenz hin.
Nachtrag: Dieser Bericht war schon fast druckreif, als eine für viele
Predler völlig unerwartete Information durchsickerte. Der neue Tagebau
fordert wieder große Flächen. Viele Höfe von Predel mussten schon in der
Vergangenheit ihre letzten Felder verkaufen, aber dass das Kohleabbaugebiet
so nahe an Predel herankommt, wollte keiner für möglich halten. Doch mit
der Mitteilung, dass Mühlengelände mit all seinen Gebäuden und der Mühle
liege im Einzugsbereich des Tagebaugeländes und muss geräumt werden, war
die Überraschung groß. Sind doch die Bewohner des Mühlenterritoriums ein
Leben lang mit diesem Fleckchen Erde verbunden.
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Die mit viel Liebe, hoher Eigeninitiative und Geldmittel
errichteten Wohnhäuser, sogar das alte Müllerhaus, welches vor gar nicht
langer Zeit unter denkmalgeschützten Aspekten wieder aufgebaut wurde, sind
verloren. Wünschen wir den Bewohnern, dass sie eine neue Heimat finden und
Predel trotzdem verbunden bleiben.
In diesem Sinne mit dem alten Müllergruß "Glück zu".
Sorgen bereitet die alte Mühle. Nach neuesten Gesprächen mit der MIBRAG
werden noch Jahre vergehen, ehe die Kohleförderung die unmittelbare Nähe
des Mühlengeländes erreicht und es wird nach Möglichkeiten gesucht, die
Mühle als Bauwerk zu erhalten. |
Das Wappen der Müllerzunft |
Spuk- und wahre Geschichten aus Predel
Aus dem Buch: Geschichten des Amtes Weißenfels und Orten der Zeitzer Heimat
von 1796
Bei Predel soll an der so genannten Lücke ein Teich gewesen sein, darin
habe ein Nix gewohnt. Dieser habe einstmals die Kinderfrau (Hebamme) aus
Predel zu seiner kreisenden (in den Wehen liegend) Frau geholt. Er hätte
aber auch noch 2 Töchter gehabt, die sonntags zum Tanzen ins Dorf gekommen
wären. Einige alte Personen erzählen, dass sie mit ihren Großvätern getanzt
hätten.
Geschichte um die Eisack-Wiesen, heute Heusackwiesen, Auszüge aus
dem Bericht von Franz Lorenz, Halle, nach Aktenstücken des ehemaligen Amtes
Zeitz-Haynsburg:
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Schon seit
dem 16. Oktober 1663 bis zum 1. Dezember 1802 gehen skurrile
Geschichten, das "deutsche Beamtentum" betreffend, um den Besitz, die
Verpachtung, Neuvermessung und den Frondienst der Untertanen aus
unserem Dorf um die Heusackswiesen. Um 1800 wurde schriftlich
von den Predlern beim Amtsgerichtsrat gebeten, den Namen Heusackwiese
führen zu dürfen. Dabei wurden auch einige Vorgänge der
Vergangenheit offenbar.
Nach jedem neuen Verkauf oder Verpachtung stellte man in den amtlichen
Unterlagen fest, dass keine genauen Grenzen oder Grenzsteine zu finden
waren.
Im Jahre 1663 verkauften die Herren von Könritz (Könderitz), welche auf
Kloster Posa lebten, eine Wiese von 24 Acker, samt dazugehörigen Weiden
und Büschen, der Eisack genannt, mit aller Gerechtigkeit, besonders mit
Aushebung der Wasserablaufgräben. Was nichts anderes bedeutet: als
Frondienst mussten die Predler Einwohner Gräben zur Entwässerung
anlegen, gegen Empfang einer halben Tonne Bier. Auf diese Weise ist
auch der Heusacksgraben vom Tümpel bis zur Elster entstanden.
Am 23. August 1799 ging es wieder um den Verkauf:
So fanden sich 135 Frondienstpflichtige Einwohner
aus Predel und dem gesamten Profen auf der Eisackwiese ein, und es
wurde kein Ergebnis erreicht. |
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Die letzten Sätze der Geschichte: Der Wunsch der Frondienstpflichtigen in
den 4 Ortschaften wurde erfüllt, denn sie fuhren nach wie vor Heu und
Grummet der Heusackwiesen, als Frondienste in die Propstei-Scheune, ohne
durch Barablösung sich eine neue Abgabe aufzubürden.
Erst zwischen 1834 - 40 wurden die Heusackswiesen von Predler Bauern und
einigen aus Profen und das Hin und Her hatte ein Ende.
Die wundersamen und plötzlichen Todesfälle in einer Familie im Oberdorf
Auf verschiedene Art und Weise wird diese Geschichte
erzählt.
Früher waren Aberglaube und Wahrsagerei noch ein großer Bestandteil des
dörflichen Lebens. Eine Zigeunerin soll der betreffenden Person ins Gesicht
gesagt haben: Sie solle nicht schlecht zu anderen Menschen sein, denn wer 3
Angehörige auf dem Gewissen habe, soll mit sich zu Rate gehen. Durch die
Nachbarn wurde es dem Dorfrichter zugetragen.
Die andere Geschichte: Ein Wirtschaftsgehilfe wollte auf dem Sterbebett
sein gewissen erleichtern und gab zu, dass sein Brotherr nicht durch
Selbstmord oder Unfall zu Tode gekommen sei, sondern das er vergiftet
wurde. Die Bewohner des Ortes munkelten schon lange, dass da etwas nicht
stimmen konnte, wenn innerhalb von 5 Jahren in einer Familie 3 Menschen
einen qualvollen Tod sterben, und eine Liebelei mit einem Anderen noch dazu
kam. Aber genaues wusste man nicht und einem Menschen etwas übles nachreden
wollte man auch nicht. Doch die Angaben eines sterbenden riefen die
Obrigkeiten auf den Plan und die Sache kam ins Rollen. Der Schwiegervater,
der Mann und ein Kind wurden aus der Erde geholt und in der Schulscheune
seziert. Das Ergebnis erbrachte einwandfrei, dass alle 3 Menschen mit
Rattengift umgebracht wurden. Natürlich war die Neugier der Jugendlichen
groß und sie guckten durch die Luken der Giebelseite den Sachverständigen
zu. Sie werden alle noch wochenlang schlimme Träume gehabt haben.
Die Täterin war schnell gefunden und sie soll sich im Gefängnis erhängt
haben.
Die Sage um das verschwundene Dorf Mertitz
Seit über 200 Jahren versuchen Chronisten und
Heimatforscher das Schicksal des Ortes Mertitz zu ergründen. Das es diese
kleine Siedlung gegeben hat, geht aus alten Urkunden des Hochstiftes
Naumburg hervor.
Franz Lorenz schreibt in seinem kleinen Büchlein: Mertitz wird als Siedlung
noch 1451 erwähnt bei Angaben der Gerichtsgrenzen. "Die Grenzen heben
sich ahn zu Oderwitz und verfolgen sich den Weg herauf bis ahn die
Landstraße auf hinter Profen, hart vor Mertitz fürder bis ahn die Flur zu
Predel. (geschrieben in einem sehr alten Deutsch)
Noch 3 Namen gehen aus diesen Urkunden hervor: Anniversarium
(kirchliches Gedenken) für Heinrich von Sleinitz, Ritter und Prokurator von
Villa (Ort) Mertitz am 15. April. Anniversarium für den ehrenwerten Herren
Burckhard, Vorsteher der Kapelle der heiligen Margarete, Prokurator von
Villa Mertitz. Anniversarium für Herrn Nikolai, Prokurator von Villa
Mertitz, 5. September"
Leider fehlen bei diesen Angaben die Jahreszahlen.
War Mertitz ein Dorf, war es eine burgähnliche Anlage oder war es eine
Außenstelle eines Klosters, ähnlich wie die in Predel, oder war es eine
Ausspannstation an dem alten Handelsweg von Köddischau über die Furt von
Predel in Richtung Altenburger Land?
Eine andere Quelle spricht über die Möglichkeit der Wüstung. Dies bedeutet,
dass einige Ansiedlungen, auch in unserem Gebiet, oberhalb der
Wasserscheide durch Wassermangel nicht mehr bewirtschaftet werden konnten.
Durch die Abholzung der Baumbestände zur Feldgewinnung sank der
Grundwasserspiegel. Auch durch immer wieder auftretende Epidemien (Pest)
waren einige kleine Orte zum sterben verurteilt. Hungersnöte durch starke
Wetterschwankungen (Trockenheit oder zuviel Nässe), Ungezieferplagen, wie
Heuschrecken oder Ratten taten das Übrige dazu.
Keine Nachricht verkündet, wann und weshalb Mertitz unterging. Nur die
Gelände- und Wegbezeichnungen sind geblieben. Die älteren Einwohner kennen
noch die dem Sprachgebrauch angepassten Namen, wie Märzer Höhe,
Märzenbrücke, Märzen Weg, Märzer Hohle und Märzenfeld.
Das wie und wo von Mertitz erfahren wir nie, aber unerwähnt sollte es auch
nicht bleiben, da es seit Jahrhunderten zum Predeler Wortschatz gehört.
Der vergrabene Schatz vom Rittergut
Es war zur Zeit der Schlacht bei Jena und Auerstedt am
14. Oktober 1806, als die preußische Armee gegen die Truppen des
französischen Kaiserreiches kämpfte. Der Schlachtenlärm und vor allem die
Kunde der Niederlage der Preußen drang auch bis nach Predel zu den
Besitzern des Rittergutes, Kammerkommissionsrat Hebestreit und Familie. In
panischer Angst vor kommenden Plünderungen wurde alles was von Wert war
zusammengerafft und in einer großen Holztruhe im Rittergutsgarten
vergraben. Der Volksmund sagt, der Schatz wäre nie wieder gefunden worden.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten zum Verschwinden des Schatzes, die
sich über fast 200 Jahre erzählt werden.
Entweder wurde er von den Besitzern doch wieder ausgegraben, als die Gefahr
vorbei war, oder Beobachter und Mitwisser des Treibens haben sich den
Schatz geholt. Es könnten aber auch Neider den Plünderern das Versteck
verraten haben. Jedenfalls wurden im laufe der vielen Jahre immer mal
wieder Grabungen nach dem Schatz gemacht. Einmal wurde sogar eine alte
Kiste gefunden, die leider leer war.
Gab es nun einen vergrabenen Schatz oder gibt es ihn noch? Wir wissen es
nicht. Vielleicht finden kommende Generationen durch Zufall mal etwas und
können dann rätseln, warum - weshalb - wieso!
Bekannte und verdienstvolle Persönlichkeiten aus Predel
Johann Christian Gottfried
Jörg Geboren am 24. Dezember
1779 in Predel, als eines von 5 Kindern des Johann Andreas Jörg. Sein
Elternhaus war das heute Werner Taubert gehörende Grundstück. Unter vielen
Entbehrungen konnte er sich ein Studium der Medizin erkämpfen, er wurde
Universitätsprofessor und erwarb sich große Verdienste um das Hebammenwesen
des Landes Sachsen. Seine Bemühungen wurden mit dem Hofratstitel geehrt. Zu
seinem 100. Geburtstag veranstaltete man in Leipzig ihm zu Ehren eine
Gedenkfeier.
(Artikel aus DNW 1979 von Dr. Adolf Schmiedecke)
Geheimrat Dr. Petzold
Ernst Albert Petzold wurde am 6. Februar 1857 in Predel als Sohn des
Gasthof- und Brauereibesitzers Ernst Petzold geboren. Sein Elternhaus war
das Landmannsche Gut an der Leipziger Straße. Seine Kinderjahre verbrachte
er in Predel und erst sein Studium der Rechtswissenschaft zog ihn in die
weite Welt. Sein Werdegang brachte ihm bis zum Schluss den Titel des
Geheimen Justizrates in Berlin ein. Neben seinem Beruf machte er sich um
die Deutsche Sprachpflege verdient und als langjähriger Vorsitzender des
Vereins der Zeitzer in Berlin brachte er in vielen Artikeln des "Zeitzer
Landmann" seine Kindheitserinnerungen an Predel in seine Heimat zurück.
Seine Geschichten "Aus dem Leben und Treiben eines Dorfjungen" sind
vollständig erhalten.
"... An dem Dorfe vorbei, teilweise noch durch sein oberes Ende, führt
die Straße, die mit Obst- hauptsächlich mit Kirschbäumen bepflanzt war,
über Pegau nach Leipzig. Sie scheidet die Gemarkung in zwei verschiedene
Teile. Auf ihrer linken Seite dehnen sich hinter wenigen Häusern fruchtbare
Felder bis weit über den Floßgraben hinaus. Die einzelnen Teile der
Feldmark tragen besondere Namen: Gebind, Oelberg, Querstück, Würste, Almse
u.a. An dem auf der anderen Seite liegenden Hauptteil des Dorfes schließen
sich, nur von wenigen Äckern unterbrochen, üppige Wiesen an, die hier und
da namentlich an den Eigentumsgrenzen und Wasserläufen mit allerhand
Laubholz bestanden sind, wie Eichen, Erlen, Eschen, Rüstern, Pappeln und
Weiden.
... Der obere Teil des Dorfes an der Leipziger Straße, hieß Aeberenge -
Oberende, der untere Teil Engerende - Unterende."
Aus einem Gedicht des Dr. Petzold geht hervor, das über eine Furt der
Predeler Elster der Bau einer Brücke von der Provinzbehörde geplant war.
Doch die streitbaren Predeler Bürger wehrten sich dagegen, da sie wieder
zum größten Teil die Kosten hätten tragen müssen.
"... Kommune einst wurde gehalten zu Predel im Roten Löwen, hin pilgerte
Alles, was Stimm hat.
Was mag es da wohl geben?
So fragten neugierig zwei Wanderer, sie kamen aus dem "Gefilde".
Ja, liebe Leute, bei uns führt man großes im Schilde.
Eine Brücke über die Elster, die wollen wir endlich bauen.
Um unser treffliches Dörfchen und unsere grünen Auen
Zu verbinden mit denen da drüben.
Im Blauem Roß saßen die Anderen des Dorfes und warteten mit Spannung auf
das Ergebnis."
"... Was brauchen wir eine Brück? Wir wohnen im Dorfe noch heute,
doch ob wir hier hausen noch morgen, wer kann das alles wissen.
Drum weg mit dem Projekt, wir können die Brücke schon missen.
Auch macht sie schreckliche Kosten, wir haben gehabt dermalen
Die Hülle und Fülle. Wovon soll man das Alles bezahlen?
Was hat's nicht alles gekostet, die Pfarre zu reparieren!
Der Kampf um die Brücke währte noch lange,
den Gästen im Blauen Roß, innen ward schon ängstlich und Bange.
Da stürzt ein Bote ins Zimmer: Ach! Alles, Alles verloren!
Die Brück war ein Traum."
Julius Bernhard Taubert
Geboren am 19. Dezember 1963 in Predel, sein Elternhaus ist noch heute
im Besitz der Familie Taubert im Unterdorf. Nach Schulabschluss und
Beendigung seiner Ausbildung und Militärzeit verschlug es Herrn Taubert
nach Berlin. Seine Tätigkeit war die eines Zollinspektors. Mit Geschichten
in der Beilage des "Zeitzer Landmann" drückte er seine Heimatverbundenheit
aus. In Ihnen beschrieb er "Aus meiner Jugend" oder besser "Wie ein echter
Dorfjunge seine Jugendzeit zu verleben pflegte" seine Kinderjahre in Predel
auf.
Auch diese Geschichten sind erhalten.
"... Hochwasser war mehrmals jährlich unser Gast und die Freude aller
Kinder, namentlich derer, die im Engerende wohnten. Unser Hof und Garten
wurden fast regelmäßig überschwemmt, und in den sehr geräumigen, unter der
Scheune gelegenen Kartoffelkeller stand das Grundwasser oft
½ Meter und höher. da wurde die große
Waschwanne herbeigeschleppt und im Keller Kahn gefahren.
Aber nicht nur Spiele füllten unsere Jugendzeit aus, sondern oft und
teilweise auch sehr anstrengende Arbeit. Und alle Gänge zum Kaufmann,
Gasthof, Schmied usw. Lagen uns ob."
Beide Predeler Jungen Ernst Petzold
und Julius Taubert trafen sich in Berlin im Verein der Zeitzer und konnten
sich über ihren Heimatort austauschen.
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Das Vorwerk de Predele
Das in der urkundlichen Erwähnung als Dominicale Predele bezeichnete
Vorwerk, war der erste Hof in Predel, bekannt unter Wesser, Pauls
Grundstück, heute Hauptstr. 1, der durch das Kloster als Außenstelle
ausgebaut wurde und mit den dazugehörigen Äckern und Wiesen den Unterhalt
sicherte. Die Missionierung der nahen und weiteren Gebiete konnte von hier
aus vorangetrieben werden. Noch auf den alten Fotos des Jahres 1931 sind
die Laubengänge und einzelnen
Die letzte Ansicht der besagten
Propstei-Scheune |
Innenansicht des ehemaligen Vorwerkes
"de Predele"
Kammern für Reisende in Kirchenfragen zu erkennen. Doch
schon mit dem Einsetzen protestantischer Pfarrer mit eigenen Grundstücken
der neuen Kirche wurde dieses Gehöft an die Pächter oder Verwalter verkauft
und ist seit jener Zeit im Privatbesitz. Auch die prächtige Scheune mit den
imposanten Fachwerkmustern sollte ein Zeugnis von Größe und Stabilität
abgeben. Dieses Gebäude wird auch nach 1600 noch als Propstei-Scheune |
bezeichnet und gehörte bis nach 1800 noch zu den
kirchlichen Besitztümern der reformierten Michaeliskirche von Zeitz. Leider
konnte auch durch den Denkmalschutz der Verfall dieser Scheune nicht
aufgehalten werden. Teile davon sind schon abgerissen, um die Sicherheit
für die Menschen zu gewähren.
Die Kirche
Seit Jahrhunderten ein Symbol des Glaubens und der Kirchenverbundenheit
ragt sie mit ihrem "Schiefen Turm" weit über den ganzen Ort.
Der romanische Turm am Westgiebel zum Friedhof hin wurde schon um 1200 -
1250 unter Anleitung und aus finanziellen Mitteln des Klosters Sankt
Stephan von den Dorfbewohnern errichtet. Dieses Kloster sollte für die
nächsten 300 Jahre bestimmend für die Entwicklung des Ortes sein.
Der Turm war einige hundert Jahre lang das einzige Gebäude aus Stein in
unserem Ort. Steine gab es in der näheren Umgebung nicht, sondern sie
mussten aus dem Steinbruch von Mannsdorf mit Ochsenkarren herangeholt
werden. Durch die Besiedelungspolitik der nächsten Jahrzehnte wurde dieser
Turm als Schutzbau dringend notwendig, noch immer waren Überfälle anderer
Stämme und räuberische Kohorten an der Tagesordnung. Der Einstieg dazu lag
in ca. 6,80 Meter Höhe und ist durch den Rundbogen noch zu erkennen. Nur
mit Strickleitern konnte der Turm erklommen werden.
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Im unteren Teil mit der Nische für das Kreuz und die
Kirchenreliquien wurden schon Gottesdienste und Taufen der bekehrten
erwachsenen Heiden durchgeführt. Diese hatten mit der Zeit erkannt, dass
das neue Christentum ihnen viele Bestimmungen und Forderungen auferlegte,
aber ihnen auch einen stärkeren Schutz in der Gemeinschaft bot.
Schon von der Erstbesiedelung an bis heute wird der Platz um diesen Turm
als Begräbnisstätte genutzt. War es bei der Besiedelung durch die Sorben
üblich, die Toten außerhalb des Wohnortes zu begraben, mussten sie
erkennen, dass bei den Christen Begräbnisstätten und Friedhöfe zum
Dorfleben dazu gehörten. Knochenfunde wurden bis in die heutige Zeit bei
allen möglichen Ausschachtungen rund um die Kirche gemacht.
In einer alten Mitteilung wird um 1324 der Mönch von Predel, der
gleichzeitig "Castellahn" (alte Schreibweise) von Eisenberg war, erwähnt.
Daraus ist ersichtlich, dass der geistige und wirtschaftliche Aufschwung
des Ortes durch das Kloster vorangetrieben wurde. |
Der kleine Kirchturm mit Schäden am
Dach, wie sie über Jahrhunderte ständig
zu reparieren waren. |
Die steigende Bevölkerungszahl machte eine Erweiterung
der Kirche notwendig. Um 1507 wurde der kleine Kirchturm für den Altar
gebaut. Beide Türme wurden mit einem kleinen Kirchenschiff verbunden. Zu
jener Zeit wurde auch der alte Turm erhöht und mit einer Spitzhaube
versehen. Auch sind seit dieser Zeit beide Türme mit Schieferplatten
bedeckt. Über das Warum und Wieso des "schiefen Turms" gibt es verschiedene
Spekulationen. Am augenscheinlichsten ist die, dass der Baumeister dem
ständigen Winddruck aus westlicher Richtung entgegen wirken wollte. Noch
war der Schutz der Kippe nicht vorhanden.
Doch machte gerade die Höhe des Turmes erhebliche Reparaturarbeiten über
die vielen Jahrhunderte hinweg notwendig. |
Aus den Turmkopfunterlagen ist ersichtlich, dass der
große Turm bis 1983 achtmal repariert und unzählige Male ausgebessert
werden musste. Bei den Großreparaturen wurden die Turmkugeln abgenommen und
mit aktuellen Zeitdokumenten versehen. Vor einigen Jahrzehnten wurde dem
Pfarrer und den Kirchenältesten ein Plan unterbreitet, den Turm abzutragen
und die Turmhaube zu verkleinern. Dieser Plan wurde vom ganzen Dorf
abgelehnt.
Die größten Sanierungsarbeiten in der Geschichte der Kirche wurden in den
Jahren 1994 - 1997 durchgeführt. Innen und außen bekam dieses Gotteshaus
ein neues Gesicht. Die festliche Neueinweihung der Kirche fand am 31. Mai
und 1. Juni 1997 statt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf eine Summe von
ca. 350.000,00 DM, wobei über 100.000 DM in finanzieller Form und als
Arbeitsleistungen von den Predlern zu Buche stehen.
Das Gotteshaus hat sich zu einem repräsentativen Schmuckstück unseres
Dorfes entwickelt und eines muss man den Predlern lassen, über die gesamten
Jahrhunderte hinweg haben sie sich, ob finanziell oder mit tatkräftiger
Arbeit, für den Erhalt ihrer Kirche eingesetzt und deshalb können die
Predler mit Stolz von "ihrer Kirche" sprechen. |
Die renovierte Kirche |
Schreiben des Pfarrers August
Lobeck vom Jahre 1869 anlässlich der erneuten Aufsetzung des Turmkopfes
nach Reparaturarbeiten:
"... Was unsere Kirche selbst betrifft, die zu einer der ansehnlichsten
und freundlichsten in der Umgebung gehört, so hat die hiesige Gemeinde,
dies muss ich hier rühmlich erwähnen, immer die größte Liebe und
Hochachtung gegen dieselbe bewiesen. Dies hat sie getan, indem sie im Jahre
1857 am Erntedankfeste Kanzel, Taufstein und Altar mit einer ganz neuen
dunkelblauen Bekleidung versah und im Jahre 1863 die inneren Räume unseres
Gotteshauses auf eigene Kosten ausweißen und die biblischen Sprüche an den
Emporen, Kanzel und Chor durch frische Farben restaurieren und verschönern
ließ. Auch hat die hiesige Gemeinde im Jahre 1866 ein neues Grab- und
Leichentuch angeschafft."
Ein neuerlicher Beweis für die Verbundenheit der Predler mit ihrer
Kirche ist die Tatsache, dass der Einbau eines elektrischen Antriebs für
das Geläut in diesem Jahr hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert
wurde.
Die genaue Geschichte der Kirche und deren Innenausstattung ist nachzulesen
in der Festschrift "Die Kirche von Predel" von Erika Karl anlässlich der
Wiedereinweihung 1997.
Eng verbunden mit der Kirche waren das Pastorengrundstück und die
Entwicklung der Schule.
Das Pfarrhaus mit seinem geräumigen Gelände
oder noch heute im Sprachgebrauch - die Pfarre
Das Pfarrgrundstück muss vor vielen hundert Jahren ein ziemlich großes
Bauerngut gewesen sein und ist mit der Besiedelung der Kirchgasse
entstanden. Ob es nach Einführung der Reformation von der neuen Kirche
gekauft wurde oder ob die letzten Besitzer es der Kirche überschrieben
haben, was bis weit ins 18. Jahrhundert noch üblich war, wenn kein
Nachfolger vorhanden war, ist leider nicht zu ermitteln. Laut altem
Einwohnerbuch von 1700 waren die Bewohner die ansässigen Pfarrer.
In alten Aufzeichnungen über die Pfarrerbesoldung wird schon um 1582 das
Pfarrhaus mit den dazugehörigen Äckern und Wiesen beschrieben. Bei jedem
Pfarrerwechsel wurde der gesamte Besitz der Kirche, das Pfarrhaus samt
Inventar und allen Grundstücken neu aufgelistet. Ebenso der Pachtzins und
die Namen der Pächter sowie der Tag der Bezahlung. noch heute ist die
respektable Größe des Pfarrgrundstückes zu sehen, denn bis weit nach 1850,
noch zu Zeiten des Pfarrers Lobeck 1869, war jeder Pfarrer ein kleiner
Bauersmann. Nach Beschreibungen über den Zustand der Nebengebäude und das
Pfarrhaus selbst waren diese schon 1582 nicht die Besten und wurden nur
notdürftig instand gehalten. Auch blieb das Pfarrhaus von Bränden nicht
verschont, denn nachweislich schon 1707 brannte es mit dem Schulgebäude ab.
Beim legendären Großbrand 1813 wurde das Gebäude ebenfalls ein Opfer der
Flammen. jedes Mal verloren die Pfarrer dabei, wie viele Dorfbewohner auch,
ihr gesamtes Hab und Gut und auch viele Niederschriften über das Dorfleben
wurden vernichtet. Am längsten bewohnte Pfarrer Ferdinand Bernhard Schoch
das Pfarrhaus, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Kirchendienst. Nach dem
Tod seiner Frau allein, bis er 1950 zu seiner Tochter zog. Ab dieser Zeit
bewohnten die für Predel zuständigen Pfarrer das erst um 1912 neu erbaute
Pfarrhaus in Reuden. Nach dem Krieg waren auch vorübergehend Umsiedler in
der Predler Pfarre untergebracht. 1946 zog Max Wiligalla mit seiner Familie
ein, unter der Bedingung, für die Kirche und den Friedhof zu sorgen und in
dieser Funktion kannten ihn viele alte Predler. Auch sein Sohn Lothar hat
bis 1964 mit Familie dort gewohnt. Max und Frieda Wiligalla lebten noch bis
1976 bzw. 1985 im alten Pfarrhaus. Von dieser Zeit an wurde es nicht mehr
bewohnt, nur ein Raum wurde als Kirchengemeinderaum genutzt. Das ganze
Objekt war mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben, denn es fehlten der
Kirche die Gelder, um eine Instandsetzung möglich machen zu können. Der
Garten, die Wiesen und die Felder waren verpachtet, aber die Gebäude
blieben leer. Vor sehr langer Zeit musste die Giebelseite schon einmal
massiv neu aufgebaut werden.
Der alte Stall mit der Scheune wurde schon Anfang der 90er Jahre aus
Gründen der Baufälligkeit abgerissen, die alte Kastanie zerschlug bei einem
Sturm fast das Dach des Wohnhauses, von unten drang die Nässe durch den
Fußboden und die weitere Nutzung des Gebäudes wurde unmöglich. Es stand zum
Verkauf.
Nach langer Zeit fanden sich junge Menschen, denen der Charme dieses alten
Gemäuers gefiel. Mit viel Enthusiasmus, großen Mut und noch mehr als viel
Arbeit schafften es diese jungen Familien dem alten Wohnhaus unter allen
denkmalschützerischen Aspekten ein neues Aussehen zu geben. Kaum jemand hat
daran geglaubt, was wir heute sehen. Ein wunderschönes "altes" neues
Gebäude, welches mit Leben erfüllt ist. Auch die Außenanlage gibt ein
schönes Bild und wünschen wir den jungen Menschen auch für die Gestaltung
des Innenhofes Kraft und Ausdauer.
Noch eine Besonderheit kam bei längeren Recherchen ans Tageslicht. Im
Pfarrgrundstück befand sich der einzige öffentliche Brunnen der Gemeinde.
Dieser versorgte die Pfarrersfamilien, die Schule, die Lehrer und die
Kirche mit dem notwendigen Wasser. Er befindet sich gleich rechts neben dem
Hoftor auf Rechenbergs Haus zu und ist leider teilweise verschüttet und
zugedeckt. Das Interesse der neuen Besitzer ist da und vielleicht kommt er
wieder mal in Gebrauch.
|
Zu diesem Thema gehört für unser Dorf:
Die katholische Kirche
Das Objekt der katholischen Kirche, die Liebfrauenkapelle, befindet
sich im Unterdorf. Erkennbar an dem hölzernen Glockenturm des aus einer
Scheune hergerichteten Gebäudes. Betreut wurde und wird dieses Gehöft von
der Familie Przybilla und steht noch immer im Besitz der katholischen
Kirche. |
Die schlichte Innenausstattung der katholischen Kirche |
Auszug aus der Neue Weg vom 11.04.1953:
"Die Katholiken des nördlichen Teils der Kirchengemeinde Tröglitz hatten
am Ostermontag ihren großen Tag. Nach fast einjähriger Arbeit hatten die
Gläubigen eine ehemalige Scheune so würdig zu einer Kapelle ausgestaltet,
dass man das Werk als gut gelungen bezeichnen kann.
... Im Auftrag des Erzbischofs nahm Pfarrer Wittelsbach, Zeitz, die
Weihehandlung vor, assistiert von Kurat Kamphusmann, Droyßig, und Vikar
Schmitz, Zeitz."
Was aus heutiger Sicht unsere Hochachtung verdient, war die Anteilnahme
der evangelischen Gemeinde.
"Die evangelischen Gemeinden nahmen lebhaften Anteil an dieser Feier und
läuteten mit den Kirchenglocken von Reuden und Predel die Feierstunde ein.
Das Grußwort überbrachte Pfarrer Geppert aus Reuden, der in
brüderlich-herzlicher Wiese der katholischen Gemeinde für diesen Tag und
weiterhin den Segen des auferstandenen Heilands Jesus Christus wünschte,
damit von diesem Mittelpunkt das religiöse Leben vertieft wurde."
|
Der hölzerne Glockenturm wurde erst einige Zeit später
aufgesetzt und für die Predler war das tägliche Läuten ein weithin hörbares
Zeitmaß für ihre Arbeit. Die erste Zeit läuteten die Glocken früh, mittags
und abends. Doch die in der Nähe wohnenden Leute, vor allem die im
Schichtdienst arbeiteten, fühlten sich um ihren Schlaf gebracht und man
bat, das Morgenläuten einzustellen. Das Mittags- und Abendsläuten blieb.
Viele Kinder, 1-2 Generationen zurück, werden sich an die Worte ihrer
Eltern erinnern: "Wenn's bimmelt kommst du heim." Im Sommer 18.00 Uhr und
im Winter 17.00 Uhr schlug die Glocke zum Feierabend, seit einigen Jahren
wird es vermisst und wird deshalb demnächst durch das Abendläuten der
evangelischen Kirche ersetzt.
Was nur noch ältere Predler wissen, es hat schon Anfang 1900 eine
katholische Kapelle im Ort gegeben.
Die sich Ende des 19. Jahrhunderts, also um 1870 herum, entwickelnde
Industrie in der näheren Umgebung brachte es mit sich, dass viele junge
Menschen in solchen neuen Fabriken suchten wie z.B. in der
Ziegelherstellung, in der Braunkohle und in Zeitz, wo sich viele neue
Industriezweige etablierten. |
Der hölzerne Glockenturm |
Den bäuerlichen Höfen fehlte es an Arbeitskräften, vor allem in den
Erntemonaten. viele Bauern waren auf die Hilfe von Saisonkräften
angewiesen, und diese kamen aus den katholischen Ortsgebieten mit ihren
ganzen Familien. Um auch jenen das Ausüben ihres Glaubens zu ermöglichen,
kaufte die Katholische Kirche von Zeitz in Predel ein Anwesen mit Wohnhaus,
Nebengebäuden und Feld (heute Lormes' Besitz). Um 1910 wurden in diesem
Grundstück einige Zeit katholische Messen abgehalten. Doch der damalige
Pfarrer von Zeitz hatte mit seiner seelsorgerischen Tätigkeit die Stadt
Zeitz und über 100 Dörfer in der Umgebung zu betreuen. Die Arbeit war nicht
mehr zu schaffen und es wurde beschlossen, eine zentrale Kapelle in Droyßig
zu bauen. Das Predeler Objekt wurde wieder aufgegeben und der ganze Besitz
veräußert.
Das Rittergut
Die Entstehung des Rittergutes geht auf die Eroberung und Christianisierung
unseres Gebietes zurück. Um diese Gebiete aber gegen Feinde und Widersacher
schützen zu können, brauchten Könige und Kaiser treue Mannen. Mit ihren
Eroberungsfeldzügen gen Osten hatten sie sich zwar viel Land angeeignet,
aber an Geld und Reichtümern war nicht viel zu holen. Wie sollten aber ohne
Geld die kämpfenden Reiter (Ritter) bei Laune gehalten werden? Wurden diese
doch bei neuen Fehden und kriegerischen Auseinandersetzungen dringend
gebraucht.
An strategisch wichtigen Punkten baute man ihnen Burgen, gab den Rittern
Ländereien und die kleinen Ansiedelungen als Eigentum und ließ sie
wirtschaften - die Ritterburgen entstanden.
In den überwiegend ländlichen Gebieten wurden ihnen großflächige Ländereien
mit Vieh und Untertanen geschenkt und hier ebenso, mussten sie sich selbst
ernähren und auch dem Herrscher Tribut zollen.
Doch knüpften die Mächtigen an diese Schenkungen auch Bedingungen. Erstens
- unbedingten Gehorsam und Gefolgstreue gegenüber seinem König, zweitens -
bei Zwistigkeiten und Feldzügen hatten die Herren Ritter auf eigene Kosten
und eigenen Unterhalt mit ihren Knappen und Kriegsknechten zum Kampf zu
erscheinen. Zu jener Zeit waren Plünderungen und Verwüstungen in den
eigenen Gebieten bei Strafe verboten. Ihnen wurden Anteile an den
Beutezügen versprochen.
Doch die Realität sah etwas anders aus. Die neuen Ostgebiete waren arm und
bei manch hohen Herrschaften waren die Truhen leer, so dass die Mächtigen
oftmals ihre Ritter nicht auszahlen konnten.
Wie erging es nun den Rittern? Zu Hause waren Burg oder Gut ohne männliche
Führung und die arbeitsfähigen Männer waren mit im Kampf. Die
Eigenerwirtschaftung lag im Argen, Beutezüge brachten nicht viel ein, aber
gut leben wollte man auch. So kamen einige auf die Idee, sich dort zu
bedienen, wo was zu holen war, bei den Handelsreisenden, Kaufleuten und
verfeindeten Adligen - die Raubritter waren geboren. Überfälle,
Plünderungen, Geiselnahme und Erpressung waren an der Tagesordnung. Doch
gerade das hatten Kaiser und Könige mit der Landvergabe verhindern wollen.
Diese Verfehlungen wurden hart geahndet, Burgen wurden angezündet und
verwüstet, die Ruinen sind heut noch zu sehen.
Die landwirtschaftlichen Güter wurden an Gefolgstreue und in den Adelsstand
erhobenen freie Männer, die sich im Kampf ausgezeichnet hatten, neu
verschenkt, jedoch nicht als Eigentum, sondern als Mann-Lehngüter und mit
dem feierlichen Eide, seinem Herrn treu zu dienen.
Ein Mann-Lehngut bedeutet, das Gut durfte nur einem männlichen Nachkommen
übergeben werden. Auch das Predler Rittergut gehörte mit seiner Entstehung
dazu. Sehr wenig war über die ehemaligen Besitzer des Rittergutes von
Predel zu erfahren, obwohl im Archiv Wernigerode Unmengen von Akten
vorhanden sind. Es würde Jahre intensiver Arbeit benötigen, um die alten
Akten und Urkunden in lateinischer und altdeutscher Handschrift zu
brauchbaren Nachrichten aufzuarbeiten. Nur kleine Überlieferungen können
hier den jeweiligen Besitzern zugeordnet werden.
Die Gründung des Rittergutes könnte nach 1200 erfolgt sein.
Familie derer von Lenow:
Im Sterberegister der Kirche um 1450 erwähnt, noch als Mann-Lehngut
geführt, musste die Familie schon ihren Tribut an den jeweiligen Herrscher
zahlen. Zu jener Zeit waren die Rittergutsbesitzer schon die Colatoren (aus
dem lateinischen, der etwas zusammenträgt, Einsammler). An einem bestimmten
Tag im Herbst, meist zu Martini, mussten die Bauern einen festgelegten Teil
ihrer Ernten und Erwirtschaftungen je nach Größe des Hofes im Rittergut
abliefern. In der Kirche hatten die Rittergutsbesitzer noch kein
Mitspracherecht, da diese vom katholischen Stephanskloster beherrscht wurde
und Kirche und Staat noch keine Einheit bildeten.
Im Kirchenbuch von 1700 wird das Rittergut unter dem Namen "Der Edelshof"
geführt.
Degenhardt von Neidschütz um 1549:
Dieser war nach der Reformation der erste Kirchenpatron von Predel, hatte
bestimmte Rechte und Pflichten gegenüber der Kirche, auch
Kontrollfunktionen, durfte über die Besetzung der Stellen des Pfarrers und
des Kantors, später des Lehrers bestimmen.
Generationen derer von Kayn:
Um 1650-1770 Colatoren und Patronatsherren
Melchior Heinrich von Kayn
Er verstarb am 2. Juli 1705 und wurde als letzter Patronatsherr in der
Kirche unter der Empore in einem gemauerten Grab beigesetzt. Laut
Unterlagen der Kirchturmkugel hat er viel für die Reparaturen an der
Kirche, vor allem des Turms beigetragen.
Sein Sohn Hans-Georg starb am 10. September 1694 im Alter von 17 Jahren.
Da kein männlicher Nachkomme mehr da war, erbte das Gut 1708 sein Neffe.
Gottfried August von Kayn
Jener stammte aus dem heutigen Munkelschen Gehöft in der Kirchgasse. Sein
Vater, Hanß Heinrich von Kayn besaß noch ein Gut in Auligk und war
hochbestallter Hofjustitien- und Konsistorialrat im Hochfürstlichen
Sächsischen Naumburg, Stiftshauptmann, Obersteuereinnehmer und Direktor der
Stiftsstände. Hanß Heinrich verzichtete auf das Erbe von seinem Bruder und
ließ es seinem Sohn Gottfried August als Mann-Lehngut überschreiben. Dieser
hat zwischen 1708 und 1726 viel für die Innengestaltung und Reparatur der
ganzen Kirche getan.
Der nächste Besitzer war sein Sohn.
Leutnant Gottlob Heinrich von Kayn
Dieser verstarb 1767 und hinterließ einen noch minderjährigen Sohn,
Friedrich Gottlob Moritz von Kayn. Hier tritt der Name von Helldorf
erstmals für Predel in Erscheinung.
Der aus der Weißenfelser militärischen Linie stammende Major Ernst Wilhelm
von Helldorf wurde zum Vormund des minderjährigen Knaben bestellt. Dieser
fand eine traurige Hinterlassenschaft vor. Das Rittergut war hoch
verschuldet, mit Hypotheken belastet, stark heruntergewirtschaftet und
Erbansprüche mussten auch abgegolten werden, insgesamt 12.000 Gulden. In
einem Schreiben an den Kurfürsten von Sachsen-Weißenfels listet er alle
Ausgaben auf und bittet, das Rittergut verkaufen zu dürfen, um auch die
Kosten für die Erziehung seines Mündels zu erbringen (z.B. waren 118 Gulden
an Schulden für die Kirche Predel nachweisbar).
Rudolph von Bünau (geb. 1712) Kurfürstlich
Sächsischer Hauptmann, kaufte 1768 das Rittergut.
Das Adelsgeschlecht derer von Bünau war ab dem 14. Jahrhundert eines der
ältesten, weitverzweigtesten und reichsten Geschlechter im Meißener Land.
Aus einer alten Urkunde 1770 geht hervor, dass Herr von Bünau sich von den
4 Gerichtsschöppen des Dorfes mit deren eigenhändiger Unterschrift seiner
Arbeiten an den Gebäuden und auf den Feldern des Rittergutes bestätigen
lassen musste, er verweist in dem Schreiben auf die starke
Vernachlässigung. Die Möglichkeit liegt nahe, dass er seine Abgaben an
Naturalien und Steuern nicht leisten konnte.
Seine Witwe, die 84-jährige Karoline Hypolitte von Bünau, wohnte noch 1794
in Predel und da keine männlichen Erben für das Gut vorhanden waren oder
diese auf das Erbrecht verzichteten, wurde Frau von Bünau Colator über das
Kirchen- und Schulwesen.
Den Kirchenbüchern nach waren die nächsten Besitzer für kurze Zeit:
Johann Adolph von Milkau
oder Wilkau
Christoph Gottlob Göricke
Johann Heinrich Gottlieb Hebestreit um 1802
Er war Fürstlich Sächsischer Kammerkommissionsrat in Altenburg und
anerkennt 1811 den Schullehrer Christian Brückner, als Substitut zum alten
Lehrer Johann Christian Schmidt.
Hans Heinrich Mettler um 1824
Ließ als neuer Herr des Rittergutes und Patron eine Außentreppe zur
Patronatsloge an der Kirche anbauen, diese wurde 1920 wieder abgerissen.
Herr Mettler muss früh gestorben sein, da schon 1831 seine Witwe Johanna
Rosina geb. Roetscher beim Landesgericht Zeitz um eine juristische Person
zu sich nach Predel in die Wohnung bittet, zwecks Aufstellung eines
Testaments. Sie war zu diesem Zeitpunkt 47 Jahre alt, an Tyfus erkrankt und
hinterlässt 8 erbberechtigte, teils minderjährige Kinder.
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Gebrüder Friedrich Wilhelm und Ferdinand Robert Trummer
Kauften am 16. September 1840 das Rittergut Predel für eine Summe von
28.600 Talern. Ferdinand Robert Trummer verstarb einige Jahre danach und
überschrieb dem Bruder seinen Anteil. Dieser hatte das Rittergut bis 1860
im Besitz. Friedrich Wilhelm Trummer war 1851 als Vertreter der
Rittergutsgemeinde mitverantwortlich bei der Gründung des Spritzenverbandes
Predel-Reuden.
Derer von Helldorf von 1860 bis 1909/11
Aus der privaten Schrift
"Das Geschlecht von Helldorf"
Im Jahre 1860 kaufte Bernhard Heinrich von Helldorf das Rittergut zu einem
Preis von 40.000 Reichstalern für seinen Sohn Heinrich Ferdinand. Diesem
wurde 1862 die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes in Zeitz
übertragen und 1863 wurde er durch Wahl zum Landrat ernannt. Schon 1873 bat
er aus gesundheitlichen Gründen um die Entlassung aus diesem Amt und
verstarb am 11.05.1876 in Predel. Erbe war sein Sohn Heinrich Ferdinand von
Helldorf. |
Von
Zins und Fron in der "guten alten Zeit"
Predel, den 7. Dezember 1852 |
Alte Zeitungen sind die besten
Kulturdokumente, die man sich denken kann. Das kleine Bändchen vor
mir ist das "Zeitzer Kreisblatt", von 1852, also aus den Jahren
nach 1848. Es ist ein rechtes Spiegelbild seiner Zeit und ließt
sich manchmal wie ein bissiges Witzblatt. Heute nur ein Beispiel:
Da meldet in Nr. 86 vom 27. Oktober ein Inserat: "Das Laubharken im
hiesigen Rittergutsholze, sowie das Fahren, Reiten und Treiben auf
hiesigen Rittergutsfeldern wird bei Pfändung verboten. Rittergut
Predel. Trummer." - Wie ein Paukenschlag steht der Name unter der
Pfändung. Aber die es angeht, sind auch nicht faul. In Nr. 89 vom
8. November 1852 erwidern sie :
"Sowie in Nr. 86 dieses Blattes vom Rittergut Predel, so auch von
derselbigen Gemeinde, wird das unbefugte Fahren und Treiben auf den
Gemeindegrundstücken, sowie das unbefugte Fahren über die
Eisacksbrücke, desgleichen das lästige Herumlaufen der "m a g
e r e n R i t t e r g u t s s c h w e i n e" , ebenfalls bei
Pfändung verboten. Predel, den 4. Nov. 1852. Die Gemeinde
daselbst." - Das war der zweite "Trumm"! Wie wütend Herr Trummer
darüber gewesen sein mag, das geht aus dem Ton der nächsten
Ankündigung hervor, die gleich zweimal hintereinander, in Nr. 99
vom 11. Dezember und Nr. 100 vom 15. Dezember 1852 erschien:
"Z i n s t a g i n P r e d e l. Die
Einnahme der dem Unterzeichneten Dominio |
zustehenden Erbzinsen pro 1852, sowie der noch rückständigen
Lehngelder soll am 20. und 21. Dezember cr. von Vormittags 9 Uhr ab
auf hiesigem Rittergute stattfinden, wovon die Beteiligten mit dem
Bemerken hierdurch in Kenntnis gesetzt werden, dass sie bei ihrem
Ausbleiben sofortige Klageanstellung zu gewärtigen haben. Predel,
den 7. Dezember 1852. Das Dominium daselbst."
Es wird ihnen nichts übrig geblieben sein, sie mussten zahlen, und
das noch viele Jahre lang. Und als vom Staate die allgemeine
Ablösung der Zins- und Fronlasten vorgeschrieben wurde, da
bezahlten sie z.T. noch einmal ihr Eigentum und eigen Recht, um das
sie im Laufe der Jahrhunderte von den schrifts- oder amtssässigen
Rittergutsherrschaften betrogen worden waren. Die alten
Erbzinsbücher bieten dazu unzählige Beispiele von
Urkundenfälschungen, die zum Schaden der Fronpflichtigen
vorgennomen wurden und zum nutzen des Rittergutes. Die Bauern
konnten in früheren Jahrhunderten ja doch nicht lesen, und später
konnte keiner mehr nachprüfen, was Urgroßvater einmal
unrechtmäßigerweise an Lasten zugeschrieben wurde. was nutze es dem
damals, wenn er noch so sehr an den Fingern vorzählte, dass er im
Recht war: die Herren Amtsschreiber - die meist auch nicht
"astrein" waren - wiesen ihm die Schulden doch in den Zinsbüchern
nach |
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Bericht des DNW Nr. 44, aus dem Nachlass von
Heimatforscher Werner Schulze |
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Da seine Hauptaufgabe in der
Verwaltung der größeren Besitztümer seiner Gemahlin bestand, begann er 1909
das Rittergut in Teilstücken zu verkaufen. Einige Felder an der Profener
Flur wurden schon damals durch die Braunkohle-Gesellschaft aufgekauft und
die Anderen erwarben einige Bauern von Predel und Profen. Die von Helldorfs
waren die letzten Patrone der Kirche und Schule und treten 1904 als
Mitbegründer des Spritzenverbandes Predel auf. Das einzige Wappen, welches
in der Kirche noch nachgewiesen werden konnte, war das der von Helldorf.
Nach 90 Jahren wurde es wieder farblich restauriert an der verbliebenen
Patronatsloge angebracht.
Wilhelm Schumann, Besitzer ab 1911
Ab 1909 hatte er zunächst in Pacht das Gut mit dem Obstgarten und einige
Wiesen und Felder, 1911 verkauft. Wilhelm Schumann lehnte das
Patronatsrecht über die Kirche und Schule ab und wollte auch die
Patronatsloge nicht in Anspruch nehmen. Er wollte nur ein Bauer im Dorf
sein, wie viele andere auch. Sein Urenkel, Ingo Neitzsch, bewohnt heute mit
seiner Familie das Grundstück des ehemaligen Rittergutes.
An die alten Zeiten erinnert nur noch ein Teil des alten Wohnstallhauses,
dessen vorderer Teil 1944 durch Fliegerbomben zerstört wurde. Das jetzige
Wohnhaus wurde erst nach 1945 an diesem Platz erbaut. Die große Scheune zum
Obstgarten hin musste Anfang 1990 abgerissen werden, noch viel früher fiel
das große Nebengebäude zum Grundstück Krötzsch dem Verfall zum Opfer. Nur
Reste der Grundmauer am Fußweg und ein alter Keller sind noch zu sehen.
Aus all diesen Kurzberichten über die ehemaligen
Rittergutsbesitzer (bis auf W. Schumann) ist zu erkennen, dass es keine mit
der Landwirtschaft verwachsene Herren waren. Zum Glück für die Bauern und
die übrige Dorfgemeinschaft. Sie hatten zwar das Recht der Fron- und
Zinseintreibung, aber keine Gerichtsbarkeit und Herrschaftsgewalt über das
Dorf. Vor allem nach dem Tauschregress im Jahre 1661, als das gesamte Dorf
zum Herzogtum Sachsen-Zeitz kam und nur Rittergut, Schule und die Kirche in
der Verwaltung Sachsen-Weißenfels verblieben. Viele Nachbardörfer wurden
durch diesen brüderlichen Tauschhandel in verschiedene Hoheitsgebiete
zerstückelt. Predel konnte durch eine einheitliche Gesetzes- und
Gerichtsbarkeit aufblühen.
Die über 500-jährige Schulgeschichte unseres Ortes
|
Der Standort des staatlichen Gebäudes gleich neben der
Kirche ist seit über 500 Jahren als Schule in Predel bekannt. Doch erst
1903 wurde es in dieser Größe, auf den Grundmauern der alten Schule, mit
zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen neu eingerichtet.
Doch wie sah die Schule und vor allem der Schulunterricht im Laufe von 500
Jahren aus. |
Die alte Schule vor 1900 |
Kirche und Staat bildeten zu jener Zeit eine Einheit. Wichtig für die
Belehrung der Dorfjugend war das Vorhandensein einer Kirche. Und da in
Predel 1507 die neugebaute Kirche geweiht wurde und die ersten Pfarrer ihr
Amt aufnahmen, musste das Christentum und seine damals noch katholischen
Lehren den Kindern nahe gebracht werden. So übernahmen die damaligen
Kirchendiener, später die Küster, dieses Amt. Noch in Latein wurden den
Kindern Bibelsprüche, Kirchenlieder und Handhabungen als Messdiener bei
Gottesdiensten zum Auswendiglernen vorgetragen. Erst waren es auch nur die
Jungen, die in diese Sonntagsschulen gehen mussten. Die Mädchen hatten
gefälligst zu Hause die Arbeiten einer Frau und Mutter im Familienverband
zu lernen. Doch vor allem hatten die meisten Eltern nicht das Geld, um die
Schule zu ermöglichen. Auch lag die Last der Bezahlung in Naturalien für
die Küster auf der gesamten Dorfgemeinschaft. Je nach Größe des Gehöftes
mussten Abgaben geleistet werden. Selbst nach der Reformation änderte sich
erstmal nichts an der bestehenden so genannten Schule. Erst 1580 wurde im
Albertinischen Kursachsen eine Schulordnung eingeführt. Hier wurde erstmals
festgelegt, dass Lesen zur Grundausbildung gehört. Sehr viel später kam das
Rechnen hinzu.
Durch das erstarkende Handwerk und den Aufschwung des Handels in den
Städten machte sich eine bessere Schulbildung der Jugend dringend
notwendig. Doch ehe Kirche und Staat einsahen, dass auch die Landwirtschaft
und die Herstellung der Bedarfsgüter für die Bevölkerung eine Bildung der
Landjugend erforderte, sollten noch Jahrzehnte vergehen.
Im Jahre 1673 ergaben Kirchenvisitationen durch die Obrigkeiten, dass der
Bildungsmangel auf dem Lande so nicht mehr zu verantworten war, und an der
Ausbildung und Kontrolle der Lehrer gearbeitet werden musste.
Aus dem "Zeitzer Landmann" liegen Berichte über die damalige Schulreform in
Predel vom Lehrer Walter Kramer aus Zeitz vor. Er schreibt: Über die
Schuljugend von Predel herrscht seit dem Jahre 1539, also seit der
Reformation, die Engemanndynastie. Christian Engemann, mit dessen Tod 1692
die Stelle frei wurde mag schon der vierte seines Geschlechts gewesen sein.
Weiter geht aus seinem Bericht hervor: Nach dem 30-jährigem Krieg
waren auch in fast allen Orten auf dem Lande Schulen vorhanden.
Die letzten schwedischen Truppen verließen erst 1650 das Dorf, also 2
Jahre nach Beendigung des Krieges. Was das für Predel bedeutete, kann sich
mancher vorstellen, denn diese Heere mussten ja verköstigt werden und dies
auf den Schultern der Dorfbewohner. An Schulgeld und Unterricht war da
wenig zu denken.
Predel wurde 1661 von der Verwaltung Sachsen-Weißenfels an die Verwaltung
Sachsen-Zeitz vertauscht. Das Rittergut, die Kirche und die Schule blieben
in der Verwaltung Weißenfels.
Der damalige Colator, Eintreiber der Abgaben für den oberen Lehnsherren und
die Schule, Rittergutsbesitzer Melchior Heinrich von Kayn hatte das Recht,
einen neuen Lehrer einzuführen.
Hier beginnt eine aktenkundige Geschichte der streitbaren Predler:
"Besagter Herr von Kayn sollte binnen 4 Wochen nach dem Tod des Lehrers
Engemann einen neuen Schulmeister präsentieren, der dann vor dem
Superintendenten das Examen und vor der Gemeinde eine Singeprobe abzulegen
hatte. Nach dieser Probe in der Kirche in Gegenwart des Colators und des
Landrichters Liebener von Zeitz wurde die Gemeinde nach ihrer Meinung
gefragt. Und jetzt geschieht etwas merkwürdiges, die Bauern kehren dem
Pastor den Rücken und tun, als ob es sie überhaupt nichts anginge, und
einer nach dem anderen stiehlt sich heimlich davon. Nur der Schulze bleibt
und erklärt, sie wollen Pellio nicht, weil er ihnen vom Colator
aufgezwungen werden soll, auch würde die Gemeinde die zustehenden Gefälle,
wie Weihnachtsbrote und andere Naturalien, nicht zahlen. Es wurde daraufhin
so beschieden, dass die Gemeinde binnen drei Tage ihren Anspruch
schriftlich beim Colator einzubringen habe."
|
Doch nach Ablauf der Frist war kein Schreiben der
Gemeinde bei Herrn von Kayn eingegangen, und so wurde Pellio seine Vokation
ausgehändigt.
Doch wie sah das Schulleben vergangener Jahrhunderte aus. Nur im Winter
fand Unterricht statt und der auch nur unregelmäßig an Sonntagen.
Lehrer Kramer schreibt: Eine erste Instruktion von 1724 hatte bereits
bestimmt, dass auch in den Sommermonaten, mit Ausnahme der Ernte,
mindestens eine Stunde Unterricht zu erteilen sei. |
Die Gemeinde hat sich aber inzwischen mit
ihrem Einspruch unmittelbar an den Superintendenten nach Weißenfels
gewand, und da sie jetzt eine Begründung ihrer Haltung finden muss, so
hat sie nun hervorgesucht, dass Pellio von sehr kleiner Person sei,
eine schwache Stimme und ein blödes Gesicht habe, d.h. sehr kurzsichtig
sei, so dass er der Beschulung von 60 Schulkindern nicht gewachsen sei.
Für die Schülerzahl muss Paul Engemann als Kronzeuge herhalten; aber er
kann auch bloß 40 - 50 Kinder auftreiben; doch was nicht ist, kann ja
noch werden. Weiter verstehe Pellio nicht zu rechnen und zu schreiben:
Den Beweis für die Behauptung blieben sie schuldig. Und schließlich,
quod marimum, er könne nicht die Orgel spielen. Zwar besitzt die
Gemeinde keine; aber es ist ihr offenbar inzwischen eingefallen, dass
sie sich vielleicht mal eine anschaffen könnte. Das der Superintendent
auf diese an den Haaren herbeigezogenen Bedenken weiter nicht eingeht,
können wir verstehen. Pellio erhält die Bestätigung des Konsistoriums,
und am 10. Oktober endlich kann Pellio seinen Dienst als konfirmierter
Schulmeister in Predel antreten, nach dem er am Sonntag vorher im
Gottesdienst feierlich in sein Amt eingeführt wurde. |
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"Der Sünder" von W. Schütze, Schulalltag um 1750
|
Erst zu dieser Zeit macht man sich auch Gedanken darüber, die Lehrer
besser auf ihr Amt vorzubereiten und es wurden einige Eignungsprüfungen für
ihren Unterricht gefordert.
Im Jahre 1769 wurde vom "Geheimen Konsistorium" zu Dresden eine Generale
zur neuen Schulreform herausgegeben. Vom 6. - 14. Lebensjahr wurde die
Schulpflicht eingeführt, säumige Eltern sind mit einem alten Schock = 20
Groschen zu bestrafen. Für arme und verwaiste Kinder musste das Schulgeld
von der Gemeinde getragen werden. Erst im Jahre 1794 wurden im "Allgemeinen
Landrecht" sämtliche preußische Schulen für Veranstaltungen des Staates und
somit zur Gesetzlichkeit erklärt.
Mit Einzug des Pietismus durch August Herrmann Franke (Frankesche
Stiftung in Halle) wurde um 1724 die Konfirmation der Jugend eingeführt.
|
Der Religionsunterricht bekam hierfür die Vorbereitungsaufgabe. Bereits
1678 erschien der Dresdener Kreuzkatechismus. Zwischen 1710 und 1734 wurden
erstmals ABC- und Lesebücher sowie ein 1. Rechenbuch für alle Grundschulen
gedruckt.
So könnte jener Johann Freyer der erste ausgebildete Lehrer in Predel
gewesen sein, der aber nach wie vor die Arbeiten des Küsters und Kantors
versehen musste.
Die Lehrer in Predel, bis zum Jahre 1931 und Küster, Kantor und Organist
|
um 1539 - 1692 |
4 Generationen der Engemanns |
Christian Engemann verstarb im hohen Alter von 82 Jahren in Predel. Doch
schon einige Jahre vorher beklagte sich der Pfarrer Magister Winkler über
die mangelnde Unterweisung der Schulkinder wegen des hohen Alters des
Lehrers und der Ungeschicklichkeit seines Sohnes Paul Engemann, der seinem
Vater bei den Schulpflichten half. Trotzdem, so berichtet der Pfarrer, war
der alte Lehrer im Dorf hoch geachtet und der Sohn Paul hätte gern die
Nachfolge angetreten. Doch die Familie Engemann war durch das ungeziemte
Betragen des älteren Sohnes Christian, der sogar verhaftet wurde, beim
Superintendenten und der Gerichtsbarkeit in Zeitz nicht gut angesehen.
|
um 1692 - 1753 |
Johann Michael Pellio, der
umstrittenste Lehrer von Predel, im Sterberegister steht: verstarb am 18.
Mai 1753, Schuldiener allhier von 60 Jahren, 8 Monaten und 2 Tagen, |
um 1753 - 1765 |
Johann Freyer |
um 1765 - 1821 |
Christian Schmidt, war
vorher Hauslehrer auf dem Rittergut |
um 1821 - 1839 |
Johann Brückner, war
schon seit 1811 der 2. Lehrer an der Schule bis zum Tode von Christian
Schmidt, |
um 1839 - 1842 |
Johann Gottfried
Heinrich Born |
um 1842 - 1855 |
Johann August
Buschendorf |
um 1855 - 1866 |
Christian Louis Stumpf |
um 1866 - 1895 |
Hermann Tille |
um 1895 - 1905 |
Wilhelm Rückert,
danach nur Schule mit Vertretungen aus den Nachbardörfern bis zum Herbst, |
um 1906 - 1942 |
Hugo Teichler |
Auszüge aus dem Bericht des Lehrers Hermann Tille über die Schule zwischen
1866 und 1869, der neben anderen der Turmkugel nach der Reparatur 1869
beigefügt worden war.
Lehrer Tille schreibt:
"Lehrer Hermann Tille trat am Michaelistage 1866 sein hiesiges Schulamt
an.
Sein Wunsch und Gebet lautete:
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Vor allem lass die Schule hier
In deinem Schutz erblühen
Und segne Herr, das flehen wir
Des Lehrers treues Mühen.
Gib ihm zu seiner Arbeit Kraft
Und jede Arbeit, die er schafft,
Herr, lass sie wohl gelingen. |
Zum Segen in seinem Amte ist Unterzeichnetem eine Behörde beigegeben, die
ihm in jeder schwierigen Lage helfend und wohlwollend zur Seite stehet.
Es sind diese folgenden Herren:
|
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1. |
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Sr. Hochehrwürden, der Herr Pastor Lobeck
als Schullocalinspektor |
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2. |
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Der Gutsbes. U. Ortsvorteher H. Moritz
Gottschling hier, |
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3. |
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Der Gutsbes. U. Dorfgerichtsschöppe H.
August Jacob, |
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4. |
|
Der Gutsbes. U. Dorfgerichtsschöppe H.
Gottl. Jahr, als Schulvorstandmitglieder. |
Ferner: |
5. |
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Der Gutsbesitzer und Kirchenvorsteher H.
Gottfr. Kühn hier, |
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6. |
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Der Gutsbesitzer u. Dorfgerichtsschreiber
H. August Vogel hier, |
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7. |
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Der Gutsbesitzer H. August Hering hier. |
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8. |
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Der Gasthofbesitzer H. Gottfr. Weise hier,
als Gemeindekirchenrats-Mitglieder. |
Ferner |
9. |
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Sr. Hochwürden, der Königl.
Superintendent, Herr Oberpfarrer Hartung in Zeitz, |
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10. |
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Der Königliche Landrat und
Rittergutsbesitzer Herr Baron von Helldorf zu Zeitz, |
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Gott erhalte diese Männer mir noch recht lange!
Der ganze Götus unserer Schule beträgt bis zum heutigen Tage
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58 Knaben
74 Mädchen
In Su. 132 Schüler |
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Dieselben sind nach gesetzlicher Vorschrift eingeteilt in Ober-, Mittel-
und Unterklasse, und zwar so, daß die Mittelklasse vor- und nachmittags
beschult wird.
Es kommen daher:
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1. auf den Vormittag: |
31 Knaben
55 Mädchen in Su. 86 Schüler
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2. auf den Nachmittag |
30 Knaben
49 Mädchen in Su. 79 Schüler. |
Möchte es auch von ihnen heißen, wie es einst vom Christuskinde hieß:
"Es nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott u. den Menschen."
Aus heutiger Sicht können wir dem Lehrer Tille zu seinem anfänglichen
Stoßgebet nur beipflichten.
Die Schulpolitik Deutschlands hing in erster Linie vom Willen und Wollen
des jeweiligen Herrschers ab. Unter König Friedrich Wilhelm IV. konnten
Reformen des Volksschulwesens nicht durchgesetzt werden. Erst unter Kaiser
Wilhelm I. traten 1872 Veränderungen im preußischen Schulsystem ein. Im
Jahre 1888, unter Bismarck, wurde das Schulgeld abgeschafft. Zu jener Zeit
kamen auch Schulaufsichtsbehörden auf Kreisebene auf. Ende der 1890er
wurden bei einer solchen Kontrolle die unhaltbaren Zustände der
Schulbedingungen in Predel bemängelt. Der Bau einer neuen Schule war
dringend notwendig. Der Plan sah auch schon vor, ständig einen zweiten
Lehrer zu beschäftigen. Die Schülerzahlen hatten sich im Laufe der Jahre
nicht verändert. Noch zu jener Zeit betrug sie 121 Schüler.
Die alte Schule wurde abgerissen und auf den Grundmauern eine größere, so
wie wir sie heute noch sehen, errichtet. Während der Bauzeit wurden die
Schüler auf dem Saal im "Weißen Adler" bei Jägers, bekannt unter Gerhardts,
Martha, jetzt Jörg Pohle Leipziger Straße, unterrichtet. Im Jahre 1903
konnten die zwei neuen Klassenräume in Besitz genommen werden, und auch ein
zweiter Lehrer wurde eingestellt.
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Diese waren: |
von 1904 - 1908 |
Rudolf Steinhoff, |
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von 1908 - 1911 |
Otto Bieling, |
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von 1911 - 1929 |
Hermann Melzer |
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In den "Zeitzer Neuesten Nachrichten" vom 22.10.1929 ist folgendes zu
lesen, Predel: der 2. Lehrer, Herr Melzer, der seit 1911 hier amtiert ist
nach Gerbstedt versetzt worden. Seine Stelle als 2. Lehrer wurde
Auftragsweise Herrn Lehrer Guhl übertragen.
Weitere Lehrer sind nur noch dem Namen nach geläufig, Herr Hamann, Herr
Weiß, Herr Degenhard als Junglehrer.
Ab dem Jahre 1925 wurde die Predeler Schule zeitweise als Berufsschule für
die umliegenden Dörfer genutzt. Doch lange konnte diese Möglichkeit der
Berufsbildung nicht durchgeführt werden, da die räumliche Knappheit schon
ohne die zusätzlichen Schüler einen Schichtunterricht vorsah und auch
weitere Lehrer diese Misere nicht ändern konnten.
Pastor Schoch beklagte zu jener Zeit, dass auch diesen Schülern kein
Geschichtsunterricht erteilt wurde, welchen er für die geistig nationale
und sittliche Entwicklung der jungen Leute sehr gewünscht habe.
Das Jahr 1940 brachte für Schüler und Eltern auch Umstellungen im
Schulwesen. Ein Schuljahr ging nicht mehr von Ostern zu Ostern, sondern es
begann nunmehr Anfang September und endete Anfang Juli des nächsten Jahres.
Die schwierigste Umstellung für alle war die Änderung des Schriftbildes.
Bis zu diesem Jahr wurden die Buchstaben in deutscher Schrift geschrieben,
jetzt wurde nur noch das lateinische Schriftbild gelehrt. Auf allen Seiten
gab es viele Anfangsschwierigkeiten, genau so, als wenn wir und unsere
Kinder die deutsche Schrift lesen sollen.
Bis 1945 blieb die Schulsituation in gleicher Weise bestehen, nur das nach
1933 den Kindern faschistische Ideologien beigebracht werden sollten. Doch
gerade die meisten Dorfkinder scherten sich wenig um Politik und bekamen
von den Ängsten und Erwartungen der Erwachsenen nur wenig mit.
Vielen Generationen an Kindern wird ein Relikt aus der Schulzeit noch in
Erinnerung sein - der Rohrstock. Versuchten doch die Kantoren und später
die Lehrer ihren Schützlingen mit handfesten Methoden Zucht und Ordnung
beizubringen. Der Rohrstock, im wahrsten Sinne des Wortes, mag in feineren
Schulen vorhanden gewesen sein, in der Dorfschule erfüllte eine Weidengerte
denselben Zweck. Nun war ja diese nicht sehr langlebig und derjenige Knabe,
der sich eine Tracht Prügel abholen musste, wurde losgeschickt, eine neue
und handfeste Gerte in den Wiesen zu schneiden. Da nun zu früheren Zeiten
der Pastor, der Lehrer und der Gendarm im Dorfe zu Hause waren und jeder
vom anderen von allen Untaten ihrer Schäfchen erfuhren, wussten die Knaben
schon vorher genau, wenn eine Strafe in der Schule fällig war. Mit einigen
Raffinessen wussten die Burschen ihr Hinterteil vor größeren Hieben zu
schützen. Die Prügelstrafe wurde 1945 als eine der ersten Maßnahmen in
allen Schulen verboten.
Die Schulentwicklung nach 1945:
Die letzten Schüsse des 2. Weltkrieges waren verhallt und Deutschland lag
am Boden. Die Wohnsituation und Ernährungslage in der Nachkriegszeit waren
katastrophal. Besonders zeigten sich die Auswirkungen dieses fatalen
Krieges auch im Schulwesen. Das Potsdamer Abkommen der Siegermächte legte
in Punkt 7 fest:
"Das Erziehungswesen in Deutschland muss so überwacht werden, dass die
nazistischen und militärischen Lehren völlig entfernt werden und eine
erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird."
Waren im Schulverband Reuden-Predel die Schulen erhalten geblieben,
fehlte es zu jener Zeit an Lehrkräften. Mit größter Anstrengung wurde
erreicht, dass der Schulbetrieb am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen
wurde. Am Unterrichtsgeschehen änderte sich nicht sehr viel, nur das die
Schüler der 6. - 8. Klasse aus dem Schulverband Ostrau-Traupitz in die
Predeler Schule integriert wurden. Aus den Volksschulen wurden Grundschulen
und zwei Lehrer als ehemalige NSDAP-Mitglieder mussten den Schuldienst
verlassen. Eine Statistik besagt, dass 1945 eine Schüleranzahl von 254
Kindern von 4 Lehrern unterrichtet werden musste. Mehrklassenunterricht
wurde nach wie vor in Schichten von 7.30 Uhr - 18.30 Uhr durchgeführt. An
Schulmaterial fehlte es überall. Die meisten der vorhandenen Schulbücher
wurden eingezogen und vernichtet, an Schreibpapier oder gar Hefte war wenig
zu denken, so dass die gute alte Schiefertafel bei den Kleinsten noch bis
Ende 1958/59 in Gebrauch blieb. Selbst Tintenfässer, Bleistifte und
Federhalter waren Mangelware.
Namen der Lehrer, welche oft nur kurzfristig hier anwesend waren:
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Schulleiter Herbert
Liesenhoff |
wurde ab 1950 Bezirksschulleiter,
betreute die Orte Reuden - Predel - Ostrau - Profen - Draschwitz - Bornitz
- Göbitz und Traupitz zu Fuß oder mit einem geliehenen Fahrrad, er stellte
den Antrag auf Zuweisung eines eigenen Rades, |
Fräulein Pointke |
erteilte 1948 auch
Englischunterricht, zog aber bald weg, |
Dora Gorges |
zog nach kurzer Zeit weg wegen
Wohnungsnot, |
Peter Kotré |
gab als erster Lehrer Russisch,
nach Verheiratung keine Wohnung, zog weg, |
Walter Ziller |
kam 1948 nach Predel und war bis zu
seiner Rente an den Schulen Reuden und Draschwitz als Schulleiter,
stellvertr. Direktor und Mathematiklehrer tätig, er starb am 18.01.2003 |
Kurt Schwede |
kam 1949 als Lehrer und hatte noch
weitere Funktionen, u.a. Beauftragter zur Bekämpfung von Schädlingen,
Volksbüchereileiter, Schulsparkassenleiter, |
Rosemarie Kummer |
ab 1949, wurde schon 1950 nach Aue
versetzt, |
Herr Heinold |
Absolvent der Pädagogischen
Fakultät Halle, ging aus Wohnungsmangel nach Halle zurück, |
Wilhelm Kappel |
1950, ging nach 3 Jahren ebenfalls
weg, |
Herr Erwin Rolke |
1951, kam als Sportlehrer und war
bis 1989 an der Schule Reuden |
Die neuzeitliche Völkerwanderung der Kinder und Lehrkräfte setzte erneut
ein und erreichte ihren Höhepunkt 1949 durch den Strom an
Umsiedlerfamilien. In diesem Jahr betrug die Schülerzahl der 1. - 8. Klasse
382 Kinder, dazu maximal 6 Lehrer und 4 Klassenräume in 3 Schulen.
Die Schulwege Sommers wie Winters zu Fuß und einige mit mangelnder
Fußbekleidung und kaum ausreichender Ernährung unterwegs, waren aus
heutiges Sicht für die Kinder oft sehr anstrengend.
Fragt man heute die älteren nach dieser Situation, war dies alles für sie
als Kinder normal und mehr oder weniger abenteuerlich, da es allen so
erging und soziale Unterschiede nicht so wahrgenommen wurden. Zwischen den
Kindern kam es oft zu Tauschgeschäften, Schulbrote der Bauernkinder gegen
Schularbeiten der Umsiedler, und jeder war zufrieden. Jedoch versuchte das
neu gebildete Kreisschulamt die notwendigsten Sachen zu Verfügung zu
stellen, aber es herrschte Mangel an allen Ecken und Enden. Die zugeteilten
Unterrichtsmittel mussten die älteren Jungen mit dem Handwagen aus Zeitz
abholen.
Hier einige Kurzberichte von den Nöten der Schule in Predel:
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1947 |
Die geforderte Schulküche kann aus öffentlichen Mitteln
nicht eingerichtet werden, doch wurde bedürftigen Kindern auf Marken ein
Brötchen ausgehändigt, es wurde versucht auch hier Abhilfe zu schaffen.
Sammlung von Kleidung und Schuhen für Kinder, da einige aus Mangel die
Schule im Winter nicht besuchen konnten,
Nichtansässige Lehrer haben Schwierigkeiten bei der Beschaffung von
Bereifung für ihre Fahrräder.
fehlende Wohnungen für Lehrer, dadurch ständiger Wechsel der Lehrkräfte,
Durch einen defekten Kamin herrschende Brandgefahr und starke
Rauchentwicklung in der neuen Reudener Schule, die 5. - 8. Klasse wurde
einige Zeit in Predel nur stundenweise unterrichtet.
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1947 |
Aufruf zur "Löffelsammlung" - Jedes Kind sollte nach
Möglichkeit einen Löffel Mehl, Gries oder Erbsen, als Ersatz Kartoffeln mit
in die Schule bringen. Diese Sammlung sollte Kindern dienen, die in den
Ferien zur Erholung geschickt werden, oder als Zusatzverpflegung bei
Ferienfahrten.
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1949 |
Im Schlachthaus der Fleischerei im ehemaligen Gasthof
Adler wurde eine Schulküche eingerichtet, wo alle bedürftigen Kinder für
ein paar Pfennige eine warme Mahlzeit erhielten, auch für die Kinder im
Kindergarten Reuden wurde hier das Essen zubereitet und per Handwagen nach
dort verbracht.
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1949 |
Kontrollbericht über Schüler- Lehrersituationen, 68
Schüler wurden von einer Lehrkraft unterrichtet, Schichtunterricht von 8 -
13 / 13 - 18 Uhr
Keine Sportgeräte - Schule bittet die Lederwarenfabrik Zeitz um Erstellung
einer Hülle für Fuß- und Handball.
Bleisammlung an den Schulen für Batterien für die Zeitzer Feuerwehr zur
Feuer-Meldeanlage.
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1950 |
Reparatur des Daches und der Abortanlage, Aufstemmen des
Kamins,
Desinfizierung aller Abtrittwände in den Knabentoiletten sowie neuer
Anstrich
Renovierung aller Klassenräume,
Beschaffung eines Berliner Ofens zwecks Einsparung von Kohlen und besserer
Wärmeausnutzung,
Durch den Schichtunterricht wurden dringend Glühbirnen benötigt.
Feuerholz und Brikett für den Winter mussten organisiert werden. |
Schon diese Aufzählungen zeigen, unter welchen Problemen und
Schwierigkeiten versucht wurde, ein hohes Bildungsniveau zu erreichen. Zum
Ende der 8. Klasse wurden 1949 Abschlussprüfungen durchgeführt. Doch im
Großen und Ganzen war die Situation im Bildungswesen in allen umliegenden
Gemeinden auf derselben Stufe. Das Schulamt Zeitz sah diese Schwierigkeiten
1949 ebenfalls als dringend veränderungsbedürftig und der damalige
Schulleiter Liesenhoff wurde mit der Aufgabe betraut, alle erforderlichen
Unterlagen zum Bau einer Zentralschule, in Absprache mit den umliegenden
Gemeindeverbänden, beim Landeshochbauamt einzureichen.
Jedoch gab es die politische und finanzielle Situation noch nicht her, ein
solches Projekt in Angriff zu nehmen. Erst in den Jahren 1955/56 ist der
Bau einer neuen Schule von der Regierung der DDR genehmi9gt worden.
Am 19.03.1956 wurde der Grundstein für das 1,3 Millionen DDR-Mark teure
Objekt gelegt. Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Zentralschule Reuden
eingeweiht werden. Zu den ersten Schülern der neuen Schule gehörten auch
alle Predler Kinder.
Nun konnte endlich ein Traum vieler Eltern von Predel in Erfüllung gehen,
es wurde Platz für einen eigenen Kindergarten.
Doch gehen wir in der Zeit ein Jahrhundert und mehr zurück. Wie aus der
Schulgeschichte zu erfahren war, gab es in Predel schon immer viele Kinder.
Die Schulpflichtigen waren ja einige Stunden beschäftigt und die bis zu 6
Jahre alten Kinder wurden zu Hause betreut. Denn wie sah es in den
überwiegend bäuerlichen und handwerklichen Gehöften aus. Meistens lebten
mehrere Generationen unter einem Dach und in den Erntemonaten wurden die
Kleinen von den Großeltern betreut oder wurden mit aufs Feld genommen. In
den Handwerkerhäusern sah es nicht anders aus, die Eltern waren ja da. Und
eine Sache war gang und gäbe, die Großen hatten mehr oder weniger
freiwillig, meist weniger, ihre kleinen Geschwister im Schlepptau und
lehrten diese beizeiten Spiele, Abenteuer und Streiche in Hof, Garten und
den freien Wiesen, vor allem Verschwiegenheit, bei Dummheiten, zu Hause.
Doch schon um 1930 hatten die Kinder aus Predel die Möglichkeit, den
Reudener Kindergarten in der Ostrauer Straße zu besuchen. Was heißt
Kindergarten? Es war doch eher ein Ort, wo die Kinder unter Obhut standen.
Ein Aufenthaltsraum von 25 qm für 20 - 30 Kinder, kein Wasser,
Außentoilette und Waschmöglichkeiten nur über die Außentreppe zu erreichen,
waren die Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Aus Erzählungen vieler zu
dieser Zeit Geborener und noch danach, war zu hören, dass sich die Kinder
weigerten nach einem eintägigen Aufenthalt, dort wieder hin zu gehen. Von
1939 und 1947 liegen Schreiben von der Gemeinde vor, in denen Predel
aufgefordert wurde, sich an den Kosten des Kindergartens zu beteiligen.
Beide Male wurde diese Aufforderung abgelehnt und die meisten Kinder
blieben diesem Ort fern.
Die Situation der Kinder war folgende: Die Öffnungszeiten waren nicht
durchgehend, früh wurden die Kinder an der Eiche in Reuden abgeholt, um 11
Uhr zurückgebracht, um 13 Uhr erneut abgeholt und um 17 Uhr von der Eiche
aus nach Hause geschickt. Für alle arbeitenden Eltern war dies zu jener
Zeit die einzige Möglichkeit, die Kleinen unterzubringen. Der reguläre
Besuch der Predler Kinder im Reudener Kindergarten, jetzt in der größeren
Einrichtung in der heutigen C.-Zetkin-Siedlung, begann 1950, als Predel und
Ostrau an Reuden angeschlossen wurden.
Der Kindergarten in Predel
Im Jahre 1958 wurde nach Eröffnung der Reudener Zentralschule mit großer
Mühe von Seiten der Gemeinde unter den damals vorhandenen Möglichkeiten ein
Kindergarten für ca. 20 - 30 Kinder in der alten Schule ausgebaut. So wie
die Aufteilung der Zimmer heute noch zu sehen ist, wurden 36 Jahre lang die
Predler Knirpse auf das Beste betreut. War auch bis ca. 1964 an eine
Innentoilette nicht zu denken, galt die Einrichtung schon als recht modern
und wurde im Laufe der Jahre immer wieder neu hergerichtet, verbessert und
geschmackvoll gestaltet. Die ersten Erzieherinnen sind leider schon
verstorben und können keine Auskunft mehr geben. In allen Protokollen wurde
immer die hervorragende Ordnung und Sauberkeit der Einrichtung
hervorgehoben, die gestalterischen Möglichkeiten in der Erziehung und
Schaffung einer familiären Atmosphäre wurde von den Eltern und vor allem
von den Kindern geschätzt.
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Der erste Sandkasten im Hof des Kindergartens |
Der Spielplatz war nur der kleine Hof vor der Kirche und
ein Sandkasten am Friedhofszaun. Da aber der Zugang zum Friedhof über
diesen Hof ging, gab es keine in sich geschlossene Einrichtung, über viele
Jahre wurde diese Tatsache immer bemängelt, zumal der Sandkastenplatz
später auch noch durch einen Garagenbau zweckentfremdet wurde. Als Ausweg
wurde im Munkelschen Garten hinter der Hecke zur Leipziger Straße ein
Spielplatz mit Wippe und Sandkasten errichtet. |
Doch lange währte die Freude auch nicht. Die LPG beanspruchte diesen
Garten, da in die angrenzenden Stallungen Rinder einzogen. Seitens der
Gemeinde wurde eine neue Möglichkeit gesucht und gefunden. Der freie Platz
hinter der Bushaltestelle wurde von der Gemeinde, Erzieherinnen und Eltern
zu einem geschützten Spielplatz umgewandelt. Nun zogen die Knirpse bei
schönem Wetter los und hatten wieder ein eigenes kleines Reich. Sogar eine
Hütte wurde aufgebaut, um Spielsachen und Wegzehrung unterbringen zu
können.
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Spielplatz im Garten von Munkelts
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Doch auch dieser Platz sollte nicht von Dauer sein und
mit der Herrlichkeit war es nach der Wende 1989/90 wieder vorbei. Durch den
enorm anwachsenden Verkehr auf der B2 konnte und wollte man die Kinder
nicht den Gefahren bei der Straßenüberquerung aussetzen und die
Verantwortung für die Sicherheit konnte keiner übernehmen.
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Der alte und wieder neue Spielplatz |
Erneut wurde der kleine Hof und das Vorgärtchen an der
Kirche mit viel Phantasie der Erzieherinnen und Hilfskräfte zu einem
Spielplatz umfunktioniert, bis die Gemeinde Reuden auf dem alten
Tümpelgelände einen Kinderspielplatz aufbaute. Doch schon viele Jahre
vorher waren die Wiesen gleich hinterm Dorf der ideale Spielplatz für die
Kinder. Bei schönem Wetter zogen sie mit Rucksack, Hut und Wanderstock
singend und plappernd durch den Ort in Richtung Tümpelwiese. Dort wurde
gepicknickt, herumgetobt und die Natur erforscht. |
In Absprache mit dem Tümpelverein durfte das Toilettenhäuschen genutzt
werden und auch die Freiluftspielsachen bekamen eine Abstellmöglichkeit.
Leider ist diese Zeit schon fast 10 Jahre vorbei. Die Kinder wurden
weniger, die Kosten zu hoch und so wurden die Predler Kinder 1994 in den
Kindergarten Reuden integriert. Die beiden letzten und langjährigsten
Erzieherinnen Marga Nietzold und Angela Steinhauf betreuen noch heute mit
die Predler Kinder.
Auch der Kindergarten war Geschichte. Der seit Jahrhunderten dazugehörende
Kinderlärm verstummte, von vielen Anwohnern der Kirchgasse vermisst, denn
was anschließend aus dem alten Gebäude erklang, als neu eingerichteter
Kinderfreizeittreff und Aufenthaltsort der Jugend genutzt, erinnert
schmerzhaft an die glücklichen Zeiten des Hauses und seiner Nachbarschaft.
Nach Auszug des Kindergartens wurde das Gebäude bis 2003 als Seniorentreff,
als Jugendfreizeittreff, als Einrichtung für Familienfeiern und vor allem
im Winter von der Kirche als Gottesdienstraum genutzt. Seine Zukunft ist
ungewiss.
Namen der Erzieherinnen des Kindergartens:
Pohle, Gertraude und Krötzsch, Waltraud als erste Erzieherinnen, darauf
folgten Frau Knorr, Frau Beuntke, Frau Buchheim als Leiterin neben dem
Reudener Kindergarten, Frl. Neusitzer als Leiterin, Frau Marga Nietzold von
1968 an, ab 1974 Leiterin, Stephanie Just als Erzieherin, ab 1978 Angela
Steinhauf.
Marga Nietzold und Angela Steinhauf zogen mit den Kindern nach Reuden und
sind noch heute als Erzieherinnen tätig.
Als technische Kräfte für Sauberkeit und Ordnung sowie als Wartekräfte
waren tätig:
Thea Fritsche, Anni Keller, Frau Johanna Willnich - 20 Jahre im
Kindergarten, Waltraud König, Edith Steinhauer, Marianne Krämer.
Auch wenn die Predler Kinder heute den Kindergarten in Reuden besuchen, ist
doch eine enge Bindung an ihr Dorf erhalten geblieben. Zu fast allen
öffentlichen Veranstaltungen, bei runden Geburtstagen unserer älteren
Einwohner und mit dem alten neu auflebenden Brauch der "Fitsche, Fitsche
Griene" beleben die Kinder, meist angeführt von unseren Predler
Erzieherinnen, das Dorf und sind immer gern gesehene Gäste.
Eine Anekdote um das alte Schulgebäude soll noch erzählt werden.
Über Jahrhunderte war es Brauch an neu errichteten Häusern und öffentlichen
Gebäuden eine Tafel mit Inschrift und Jahreszahl des Aufbaus anzubringen,
so auch 1903 am neu erbauten Schulgebäude. Da in Predel überwiegend
Gottesfürchtige Menschen wohnten und Schule und Kirche noch eine Einheit
bildeten, heißt dieser Spruch "Gott zur Ehr, den Kindern zur Lehr 1903".
Nun wurde das Gebäude in DDR-Zeiten als Wahllokal genutzt. Ein paar
Übereifrige fanden auf einmal diese Inschrift nicht mehr zeitgemäß, 1. an
einer sozialistischen Kindereinrichtung, 2. an der Fassade eines
kommunistischen Wahllokales. Die Feuerwehr sollte auf den Plan gerufen
werden und mit Hilfe ihrer ausfahrbaren Leiter diese Inschrift entfernen.
Jetzt traten die streitbaren Predler wieder in Aktion und verhinderten
diesen ausgemachten Unsinn. Schon hundert Jahre steht die Inschrift an
diesem Gebäude und wird hoffentlich noch Generationen an den ursprünglichen
Sinn und Zweck dieser Einrichtung erinnern. Die Schrift müsste unbedingt
neu gestaltet werden, um wieder deutlich lesbar zu sein.
Die Gemeindevorsteher des Ortes
Aus den wenigen vorhandenen Unterlagen konnten die Namen folgender
Persönlichkeiten ermittelt werden:
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Um 1693 |
Hufschmiedemeister Georg Patschke |
Um 1800 |
Adam Weber |
Um 1851 - 1862 |
Herr Schellbach |
Um 1869 - 1879 |
Carl Moritz Gottschling |
Um 1880 - 1901 |
Karl Hering |
Um 1902 - 1907 |
Albert Taubert |
Um 1910 - 1928 |
Arthur oder Alwin Otto Gottschling |
Nach dieser Zeit |
Herr Käßner und Herr Böhme |
Von 1945 - 1947 |
Rudolf Malik |
Von 1947 - 1949 |
Herr Gröitzsch |
Von 1949 - 1950
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Ludwig Diener
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Von 1950 an war Predel
keine eigenständige Gemeinde mehr, sie gehörte der Großgemeinde Reuden an,
und es gab nur noch Gemeindevertreter. Für Predel waren Alwin Fischer und
ab ca. 1970 bis zu den Wendejahren 89/90 Oskar Klemm die wichtigsten
Vertreter im Gemeinderat. |
"An Buße zu Pfingsten 1866." |
"1 Sgr. 8 Pf. August Jakob, weil er zu
spät kam; Gotth. Morenz 1 Sgr. 8 Pf., weil er nicht am rechten
Tische saß; 1 Sgr. 8 Pf. Karl Pilz, weil er Pitling gegessen hat;
Friedrich Körner desgl.; Friedrich Bachmann desgl.; Abraham Staube,
weil er nicht beim Grabenräumen war, 5 Sgr.; 1 Sgr. 8 Pf. Friedrich
Körner, weil er Hermann Gottschling einen anderen Namen beilegte; 5
Sgr. David Kretzschmar, weil er den Eisackgraben nicht mit geräumt
hat; 5 Sgr. Louis Koch desgl.; 5 Sgr. Friedrich Bachmann desgl.; 1
Sgr. 8 Pf. Friedrich Körner, weil er Fischern Parthel geheißen hat.
Summe 1 Thl. 1 Sgr. 8 Pf. - Nachtrag an Bußen 1 Sgr. 8 Pf. Aug.
Böhme, weil er auf dem Saale gewesen ist; 1 Sgr. 8 Pf. Karl Pilz
desgl.; 1 Sgr. 8 Pf. Kretzschmar, weil er Schnupftabak geholt hat;
1 Sgr. 8 Pf. August Hoppe, weil er jemand einen falschen Namen
beilegte; Friedrich Körner desgl.; 1 Sgr. 8 Pf. Friedrich Naumann,
weil er Munkelten ein Luder hieß, August Hoppe, weil er sich über
einen andern Tisch gesetzt hat." |
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"Nebeneinkünfte" der Gemeinde aus Bußgeldern |
Amtsrichter in Predel
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Um 1693 |
Michael Hering |
Um 1800 |
Andreas Taubert |
Um 1820 |
Gottlob Scholle
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Nach der Vertreibung der napoleonischen Besatzer und der
Neuordnung Deutschlands nach dem Wiener Kongress gab es eine neue
Gesetzgebung und Amtsrichter waren nur noch in den Städten ansässig. Gab es
auf den Dörfern Streitigkeiten, wurde der verantwortliche Richter
herbeigerufen und Gerichtsverhandlungen mit den dorfeigenen
Gerichtsschöffen in einem der Gasthöfe abgehalten, später dann nur noch im
neuerbauten Gerichtsgebäude in Zeitz.
Über einen Gendarmen oder um 1900 herum Landjäger sind leider
keine Aufzeichnungen gefunden worden. Nur in Reuden gab es um 1910 herum
schon ein Landjägereiamt.
Vor dieser Zeit gab es nur eine Gendarmeriestation in Zeitz. Diese hatte
auch die umliegenden Dörfer zu betreuen. Aus Erzählungen wissen noch einige
ältere Einwohner, dass dieser immer hoch zu Ross das Dorf inspizierte.
Die bekannten Gemeindediener: Sie hatten in Ausübung dieser
Tätigkeit mehrere Aufgaben, als besagter Gemeindediener, als Nachtwächter
und bis zur Trennung von Staat und Kirche auch die Aufgaben des
Totengräbers.
Vor 1870 Ernst Otto, um 1880 Herr Thieme, 1893 am 15. März wurde Franz
Ferdinand Boehling vom Kreis für das Amt bestätigt, danach Friedrich Albert
Röder, nach 1931 Wilhelm Krötzsch.
Die Landwirtschaft im Wandel der Zeiten
Schon die Urbevölkerung von Predel kannte den Ackerbau,
Viehzucht und Fischwirtschaft. Mit der Christianisierung und dem Einfluss
der Neuankömmlinge sowie der Kloster veränderte sich die Landwirtschaft. Es
begann die Rodung und Urbarmachung der Feldflächen oberhalb des
Handelsweges.
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Die Erfahrung hatte gezeigt, dass auf den Fluren zur
Elster hin keine Feldwirtschaft getrieben werden konnte, denn dieses Gebiet
war, mit Ausnahme kleiner Flächen, noch reines Sumpfgebiet und nur für
wenig Hütevieh geeignet.
Die nördliche Grenze der Ackerflächen vom Dorf aus könnte der Floßgraben
gewesen sein, der von 1579 - 1587 erbaut wurde (darüber kommt noch
näheres). Mehr Feld war noch nicht nötig.
Die Arbeiten zur Ackergewinnung wurden schon damals in einer Art
Dorfgenossenschaft aufgeteilt und jeder hatte seinen Teil dazu beizutragen.
Die Felder wurden in Blockfluren eingeteilt mit langen schmalen Schlägen.
Denn hatten die Bauern einmal den schweren Pflug in einer Furche, wollten
sie ihn so lange wie möglich führen, um die zeitraubende und schwere Arbeit
des Wendens einzuschränken. |
Die Aufteilung der Felder in Blockfluren über Jahrhunderte |
Fetzchensgasse und "uffn
Almse" |
Predeler Flurnamen -
Zeugnisse gesellschaftlicher Verhältnisse - Wo lag die Mai-Säule?
|
Predel (EB). Als
Nachtrag zur 825-Jahr-Feier von Predel möchten wir nachstehend noch
eine Abhandlung unseres Mitarbeiters Gerhard Albrecht über die
Predeler Flurnamen bringen.
Flurnamen versetzen uns in frühere Zeiten, sie überliefern die
gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmter Epochen, helfen oft dort
weiter, wo geschriebene Quellen versagen, sie bleiben die
Kulturgeographie einer Landschaft.
Aus vielerlei Quellen sind uns die Predeler Flur- und auch
Dorfstraßennamen überliefert, Taubert nennt uns in einer
Veröffentlichung der dreißiger Jahre die Dorfstraßen: die Reiche
Gasse, die Kirchgasse, die Lücke, die Schulgasse, die
Fetzchensgasse und Dr. Petzold ergänzt mit der Äberenge (Oberende
auch Vorstadt genannt), Engerende (unteres Ende), als Feldmarken
nennt er: Gebind, Ölberg, Querstücken, Würste, Almse, letzterer "uffn
Almse" gesprochen, aber in den Karten als Almus verzeichnet, ferner
Bucht und Heusack, auch Heisack oder Eisack benannt, weitere Namen
nennen Rudolf Müller und Bertram Arand. Nachstehend werden die in
der Flurkarte enthaltenen Flurnamen nach den in der Skizze
angegebenen Nummern erläutert.
1) Über dem Bettelsteige, 2) der Bettelsteig, 3) unter dem
Bettelsteige. Bettelsteige sind alte Landreiterpfade, die der
Büttel (auch Pedell, beachte Bettelmannsweg Zeitz-Posa) in
vorgenanntem Fall von Döbris nach Profen benutzte. Der Feldplan
umfaßt etwa 50 Morgen. 4) Der Ölberg. Der Name ist abzuleiten vom
altdeutschen Öl-Sumpf, also Sumpfberg oder vom slawischen Holberg
Berghügel (ol = sumpf, hol = Erhebung). 5) Der Almus, abzuleiten
von alm = Ulme. 6) Saumuhle, auch Saumühle, abzuleiten von einer
Auftriebsstelle für Schweine? 7) Über dem Hellerwege. 8) Unterm
Hellerwege. Der Sage
nach reitet auf dem Hellerwege ein Reiter ohne Kopf. |
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Hellerweg
ist abzuleiten von mittelhochdeutsch halde, helde, daraus hell, in
Verbindung soviel wie Berghang, Schlucht, Hohlweg u.a.
9) Krötzschke, abzuleiten von slaw. Baumstumpf, Rodung. 10) nicht
zur Flur Predel gehörig: Am Märzerwege. 11) Überm Querwege. 12)
Unterm Querwege, abzuleiten von einem Wege, der quer zur Flur über
eine Floßgrabenbrücke führt. 13) Märzer Höhe. 14 ) Das Obergebind.
15) und 16) Die Gebind. Gebind ist eingebundenes, eingefriedetes
Gelände, unter Umständen abgabefrei, gemeinsam bebaut, auch
Gartenland (beachte in Zeitz "Auf den Gebinden"). 17) Märzer
Brücke. 18) Steinbrücke (über den Floßgraben). 19) Kochs Winkel
(Besitzangabe). 20) An der Straße (Landstraße). 21) Hinterm Dorf,
22 Schindgraben (Schindergraben). 22) Unterm Hügel. 23) Baderloch
(möglicherweise von padera = Schinder abgeleitet). 24) In der
Lücke. 25) Märzer Anger (sämtliche Verbindungen mit März sind auf
das wüste Dorf Mertitz zurückzuführen). 26) der große und der
kleine eisack (Heusack nach der Form des Geländes gewählte
Bezeichnung). 27) Katzwiesen, möglicherweise von äsen, kaum vom
Tier Katze abzuleiten. 28) Anger. 29) Mittel-Anger. 30) Lache,
Grenzzeichen als Baum oder Stein. 31) Bucht, nach der Form des
Geländes bestimmter Flurname. 32) Die Mährde, mundartlicher
Ausdrcuk für schlammigen Boden, möglicherweise vom wüsten Dorf
Mertitz abgeleitet. |
33) das Weiße Holz,
möglicherweise ein Birkenholz. 34) Der große Reutling. 35) Der
Reutling, abgeleitet von Roden. 36) Caspars Holz (Eigenname). 37)
das Weiße Holz jenseits der Elster. 38) Lange Wiesen. 39)
Schwarzhausens Anlage. 40) Falkenholz. 41) Lange Wiese. 42) Herings
Aue (Eigenname)? 43) der Sand, möglicherweise von Viehweide
abgeleitet, aber auch Bodenbeschaffenheit kann namensbildend
gewesen sein. 44) Krumbach, wahrscheinlich von Steibach abzuleiten.
45) Der hohe Anger.
Aus der Literatur um Predel ist noch zu entnehmen, daß sich im
Predeler großen Tümpel ein Sauloch befunden haben soll, ferner wird
in Predel ein Hofanger genannt, eine Hasensäule, das heißt, daß
abgegrenztes Gebiet festgelegt worden ist, und schließlich wird
berichtet, daß sich an der Straße von Reuden nach Etzoldshain die
Honigsaue befand. Honig hatte als Süßstoff und Heilmittel früher
eine ganz besondere Bedeutung. Streitwinkel und spitze Wiese
bedürfen noch der örtlichen Festlegung. Die Predeler werden
vielleicht auch wissen, wo sich die Maisäule befunden hat. Da die
verschiedensten Flurnamen mehrdeutig auszulegen sind, bitten wir
gegebenenfalls um begründete Verbesserungen und vor allem um
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